Der diesjährige Equal Pay Day am 6. März steht unter dem Motto „Höchste Zeit für Equal Pay!“. Nach wie vor verdienen Frauen in Deutschland durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. In Baden-Württemberg liegt der Gender Pay Gap sogar bei 22 Prozent.
Der sogenannte „Tag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen“ fällt in diesem Jahr nicht, wie 2023, auf den 7. März, sondern auf den 6. März. Wer aber glaubt, das sei ein Zeichen dafür, dass sich die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern verkleinert habe, irrt. Der Grund liegt schlicht daran, dass 2024 ein Schaltjahr ist. Laut der Landeszentrale für politischen Bildung Baden-Württemberg arbeiten Frauen also auch 2024 vom 1. Januar an gerechnet 66 Tage unentgeltlich.
Von der Entgeltgerechtigkeit ist Deutschland damit nach wie vor ein großes Stück – das heißt davon, dass gleiche Arbeit gleich bezahlt wird, unabhängig davon, ob sie von einer Frau oder von einem Mann erbracht wird. Der Equal Pay Day am 6. März soll dabei nicht nur auf die bestehenden Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern hinweisen, sondern auch mögliche Ursachen und Lösungsansätze für unterschiedliche Branchen aufzeigen.
4,46 Euro niedrigerer Bruttostundenverdienst
Wie die Auswertung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigt, haben Frauen im Jahr 2023 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger verdient als Männer. In Euro bedeutet das für Frauen durchschnittlich 20,84 Euro und damit einen 4,46 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als bei Männern mit 25,30 Euro.
Zwar dank der unbereinigte Gender Pay Gap im langfristigen Vergleich zu Beginn der Messung im Jahr 2006. Damals betrug der geschlechterspezifische Verdienstabstand noch 23 Prozent. Seit 2020 verharrt er bei jedoch 18 Prozent.
Auch zeigt sich, dass der unbereinigte Gender Pay Gap in Ostdeutschland deutlich kleiner ist als in Westdeutschland: In Ostdeutschland lag er im Jahr 2023 bei nur sieben Prozent, in Westdeutschland bei 19 Prozent. Zum Vergleich: 2006 waren es in Ostdeutschland sechs Prozent und in Westdeutschland 24 Prozent.
Ab Anfang 30 nimmt Verdienstunterschied fast stetig zu
Einen großen Einfluss hat nach wie vor die Familienplanung. So sind Frauen in Deutschland bei der Geburt ihres ersten Kindes durchschnittlich rund 30 Jahre alt. Und wie sich zeigt, stagniert ab diesem Alter ihr durchschnittlicher Bruttostundenverdienst nahezu, während er bei den Männern mit zunehmendem Alter fast stetig ansteigt. Das könnte daran liegen, dass Frauen im Laufe ihres Erwerbslebens familienbedingt häufiger ihre Karriere unterbrechen und in Teilzeit arbeiten. Karrieresprünge und Lohnerhöhungen werden für Frauen somit seltener. Der unbereinigte Gender Pay Gap liegt bei den 30-Jährigen noch bei acht
Prozent. Am höchsten fällt er bei Beschäftigten im Alter zwischen 57 und 61 Jahren mit 27 Prozent aus.
Bereinigter Gender Pay Gap bei sechs Prozent
Ausgehend vom unbereinigten Gender Pay Gap lassen sich rund 64 Prozent der Verdienstlücke durch die für die Analyse zur Verfügung stehenden Merkmale erklären. Demnach ist ein Großteil der Verdienstlücke darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger als Männer in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird. Außerdem sind sie häufiger in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt als Männer, was ebenfalls mit geringeren durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten einhergeht.
Die verbliebenen 36 Prozent des Verdienstunterschieds können jedoch nicht durch die im Schätzmodell verfügbaren Merkmale erklärt werden. Dieser unerklärte Teil entspricht dem bereinigten Gender Pay Gap von sechs Prozent. Demnach verdienten Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt auch bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie im Berichtsjahr 2023 pro Stunde sechs Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.
Das Statistische Bundesamt nimmt jedoch an, dass die Unterschiede geringer ausfallen würden, wenn weitere Informationen über lohnrelevante Einflussfaktoren für die Analyse zur Verfügung stünden, etwa Angaben zu Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Schwangerschaft, der Geburt von Kindern oder der Pflege von Angehörigen. Der bereinigte Gender Pay Gap ist daher als „Obergrenze“ für Verdienstdiskriminierung durch den Arbeitgeber zu verstehen.
Gender Pay Gap in Baden-Württemberg bei 22 Prozent
Satte fünf Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt die Verdienstlücke in Baden-Württemberg, wie Zahlen des Statistischen Landesamtes für 2023 belegen: Demnach lag der Bruttostundenverdienst (ohne Sonderzahlungen) bei Frauen bei 20,97 Euro, während der Durchschnittsstundenverdienst bei Männern bei 26,93 Euro pro Stunde lag. Damit verdienten Frauen im Land durchschnittlich 22 Prozent beziehungsweise 5,96 Euro weniger pro Stunde als Männer. Der unbereinigte Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen in Baden-Württemberg verringerte sich damit im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig von 23 Prozent beziehungsweise 6,08 Euro.
Weitere Infos zum Equal Pay Day gibt es bei der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.
red