Großer Fachkräftemangel im Handwerk

Neue Ideen sind beim Fachkräftemangel im Handwerk gefragt.
Neue Ideen sind beim Fachkräftemangel im Handwerk gefragt. Foto: Adobe Stock/industrieblick

Der Fachkräftemangel ist deutlich zu spüren. Die Handwerkskammer Heilbronn-Franken ist davon überzeugt, dass Auszubildende aus Nepal ein Teil der Lösung für Unternehmen sein können.

Viele deutsche Handwerksbetriebe suchen händeringend nach Fachkräften und Auszubildenden. Trotz intensiver Suche können sie laut Handwerkskammer Heilbronn-Franken oftmals keine geeigneten Kandidaten finden. In Nepal verlassen junge, qualifizierte Menschen zu Tausenden ihr Heimatland, weil sie dort keine berufliche Zukunft haben. Die deutsch-nepalesische Bildungsinitiative Nepal Secretary of Skills and Training (NSST) will diesen jungen Nepalesen eine Ausbildung in Deutschland ermöglichen und somit gegen den Fachkräftemangel vorgehen.

„Die Betriebe müssen alle Ressourcen zur Fachkräftegewinnung nutzen“, sagt Kerstin Lüchtenborg, Leiterin der Berufsbildung der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Es sei keine Seltenheit, dass Initiativen zur Fachkräftevermittlung an die Handwerkskammer herantreten. Die NSST konnte dabei ein gutes Programm vorstellen. „Das Konzept hat uns vollkommen überzeugt“, sagt Lüchtenborg.

Die Geschäftsführerin der Bildungsinitiative ist Kathrin Junken. Sie kommt ursprünglich aus der Nähe von Heilbronn, lebt aber seit vielen Jahren in Nepal und war dort auch Leiterin des Goethe-Instituts in Kathmandu.

Mit einem Ausbildungsprogramm gegen Fachkräftemangel

Zu den Besonderheiten des NSST-Programms gehöre die intensive Vorbereitung der Nepalesen in ihrem Heimatland, die insgesamt ein Jahr lang dauere, so die Handwerkskammer. Die jungen Menschen, die zwischen 18 und 25 Jahren alt sind, verfügten bei ihrer Ankunft in Deutschland über ein deutsches Sprachniveau B2. Außerdem hätten sie umfassende interkulturelle und berufsvorbereitende Trainings absolviert.

Die Männer und Frauen suchen sich bei der Bildungsinitiative ein Berufsfeld aus, in dem sie in Deutschland eine Ausbildung absolvieren wollen. Deutsche Betriebe könnten sich bei NSST registrieren und ihr Unternehmen sowie ihre angebotenen Ausbildungsberufe präsentieren. Finde sich ein passender Kandidat, komme es online zu Bewerbungsgesprächen. Komme ein Ausbildungsvertrag zu Stande, unterstütze das NSST bei der Visa-Beschaffung und begleite Betriebe und Azubis auch in Deutschland weiterhin, etwa durch Mentorenprogramme.

Die Kosten für die Dienstleitungen von NSST betragen für die Betriebe pro Azubi 3.000 Euro. Darin enthalten seien neben den Vorbereitungen und Sprachkursen auch der Flug und das Visum. Die Zahlung wird fällig, sobald ein Ausbildungsvertrag unterschrieben wurde und der Azubi sein Visum für Deutschland erhalten habe.

Im Bezirk der Handwerkskammer Unterfranken wurden bereits im vergangenen Jahr junge Nepalesen an Betriebe vermittelt. Die Rückmeldungen seien allesamt positiv, so Junken. Im ersten Schritt kamen über NSST zunächst etwa zehn Nepalesen für eine Ausbildung nach Deutschland. Aktuell gebe es 130 Teilnehmer, die 2023 oder 2024 für eine Lehre nach Deutschland kommen wollen. Die Zahl der Teilnehmer soll jedes Jahr weiter steigen. 2025 sollen es bereits 500 sein. 

red.