Seit fast einem halben Jahrhundert ist Kurt Jurkschat mit dem Unternehmen Kärcher verbunden. Und seit mittlerweile sechs Jahren kommt der 71-jährige Rentner sozusagen aus freien Stücken – etwa einmal bis zweimal pro Woche – auf das Gelände seines langjährigen Arbeitgebers.
„Nächstes Jahr bin ich seit 50 Jahren bei Kärcher. Als ich hier angefangen habe, waren wir um die 250 Mitarbeiter. Die meiste Zeit meines Berufslebens war ich im Vertrieb. Alles was ich heute besitze, auch geistig, habe ich Kärcher zu verdanken. Und jetzt ist es für mich nichts anderes als ‚Danke‘ zu sagen. Es ist eine Art Verbundenheit zur Eigentümerfamilie“, sagt Jurkschat. Heute führt er regelmäßig Besuchergruppen durch die Firma. Seinen Werdegang bei dem Reinigungsspezialisten erläutert der gelernte Elektroinstallateur gerne. Der 71-Jährige schwärmt von seinen Projekten: Stationäre Hochdruckreiniger-
anlagen waren seine Leidenschaft. „Ich war viel im In- und Ausland unterwegs – zum Leidwesen meiner Frau. Aber ich hatte immer viel Spaß dabei und habe durch meine Arbeit fast alle Kontinente gesehen.“
Unmittelbar nach seinem letzten Arbeitstag bei Kärcher im Vertrieb, kam am 1. Juni 2010 der Einstieg ins Visitormanagement – und zwar als Rentner. „Meine Frau hat dazu gesagt: ‚Das kannst du gerne machen, aber deine Hemden bügelst du dafür selbst‘“, schmunzelt er. „Ich freue mich auf jeden meiner Termine hier“, erzählt Jurkschat. Er erklärt: „Die Besuche laufen immer nach demselben Programm ab: Zunächst gibt es ein gemeinsames Foto an unserer Pforte, dann folgt die Unternehmenspräsentation. Im Anschluss beginnt die eigentliche Werksführung.“ An den drei Standorten im Oberen Bühlertal werden Geräte wie Kehrmaschinen und Kommunalmaschinen produziert. Auch das Logistikzentrum ist dort. „Wichtig ist bei meinem Job, dass ich bei der Werksführung auf die Besucher und deren Fragen eingehe. Es sind ganz unterschiedliche Gruppen – mal ist es eine Gruppe von der Freiwilligen Feuerwehr, mal sind es Landfrauen.“ Die Interessenschwerpunkte seien dabei ganz anders und darauf achte er auch sehr. Am Ende des Besuchs bekommen alle Teilnehmer das gemeinsame Gruppenfoto vom Anfang des Termins. Das freue die Besuchergruppen immer. „Wenn wir Werksführer keinen Elan hätten, würde es nicht funktionieren“, sagt Jurkschat. Die Aufgabe von ihnen sei es, die Kompetenz des Unternehmens an die Besuchergruppen weiterzugeben und nachhaltig zu wirken. Er betont: „Sie sollen hier einen tollen Aufenthalt haben und hinter die Kulissen schauen können.“ Wie viele Arbeitsschritte sind nötig, um dieses Produkt herzustellen? Solche Fragen werden bei einer Werksführung beantwortet. „Das Schönste ist, wenn die Besucher am Ende des Termins sagen, dass es toll war und alles sehr verständlich erklärt wurde“, erzählt er.
Die Freude am Kontakt mit Menschen sei eine Grundvoraussetzung für die Arbeit, so der Backnanger. „Ich kann schon fast sagen: Kärcher ist heute mein Hobby. Die Arbeit hält das Hirn aktiv. Wenn ich hierher komme und mit den jungen Kollegen ins Gespräch gerate, das macht mir Spaß. Und Nachwuchs können wir immer gebrauchen“, sagt er.
Annika Wieland