Die Geschäftslage der Unternehmen hat sich zu Beginn des Jahres zwar leicht verbessert – von einem Aufschwung kann allerdings noch keine Rede sein. Es drohe das dritte Jahr in Folge eine Rezession, entsprechend schlecht sei die Stimmung in den Unternehmen und die Bereitschaft, in den Standort zu investieren, fasst Hauptgeschäftsführerin Elke Döring die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage für Heilbronn-Franken * zusammen.

„Die Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken sind mit einer leicht verbesserten Geschäftslage ins neue Jahr gestartet. Doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Betriebe nach wie vor in einer prekären Situation befinden. Die Zuwächse bewegen sich auf viel zu niedrigem Niveau“, kommentiert Hauptgeschäftsführerin Elke Döring die Ergebnisse der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage. „Schlimmer noch ist der anhaltende Vertrauensverlust in den Standort. Die meisten Unternehmen rechnen nicht damit, dass sich die wirtschaftliche Lage 2025 verbessert. Besonders alarmierend ist, dass fast jedes dritte Industrieunternehmen, das in diesem Jahr im Ausland investieren will, dafür Inlandsinvestitionen zurückstellt“, so Elke Döring.
Wie sich zeigte, waren nahezu zwei Drittel der von der IHK Heilbronn-Franken befragten Betriebe in der Region im letzten Quartal 2024 mit ihrer wirtschaftlichen Lage unzufrieden oder bezeichneten ihren Geschäftsverlauf maximal als zufriedenstellend. Mit 31 Prozent meldete gut ein Drittel positive Ergebnisse – vier Prozent mehr als im Vorquartal. Der Saldo der Lageurteile liegt damit weiter unter dem langfristigen Durchschnitt von 23 Prozentpunkten.
Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen weiter schwierig
Nach wie vor verhalten sind die Aussichten für das anstehende Jahr. Ähnlich wie im Herbst (14 Prozent) erwarteten zum Jahreswechsel nur 17 Prozent der Unternehmen, dass sich die wirtschaftliche Lage im Jahresverlauf verbessert. „Die Mehrzahl hat keine allzu großen Erwartungen an das Geschäftsjahr. Und das hat Gründe. Neben den globalen Veränderungen und den Herausforderungen der digitalen Transformation sorgen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen dafür, dass unsere Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Das beklagen wir seit Jahren, ohne dass wirksam und entschieden gegengesteuert wird“, sagt Elke Döring.
Die schwächelnde Inlandsnachfrage sehen laut der IHK-Konjunkturumfrage 63 Prozent (Vorquartal 66 Prozent) der Unternehmen in Heilbronn-Franken als größtes Geschäftsrisiko an, gefolgt von Arbeitskosten (54 Prozent) und Fachkräftemangel (51 Prozent). Zum Dauerproblem sind zudem die hohen Energiepreise geworden. Für die Hälfte der Betriebe stellen sie ein erhebliches Geschäftsrisiko dar. Unverändert hoch ist auch der Vertrauensverlust in die Politik. 42 Prozent der Unternehmen sehen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko.
IHK-Hauptgeschäftsführerin fordert radikale Umkehr
„Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, braucht es eine radikale Umkehr. Die Unternehmen müssen wieder Vertrauen in die Wirtschaftspolitik gewinnen. Sie brauchen Entlastungen bei Steuern und Energiepreisen, Verbesserungen in der Infrastruktur und endlich einen spürbaren Bürokratieabbau“, fasst Elke Döring zusammen.

Trotz der leicht verbesserten Geschäftslage will in den Industriebetrieben der Region keine Zuversicht aufkommen: 29 Prozent der Betriebe sind zwar mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden (Vorquartal 25 Prozent), aber die maue Auftragslage und die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit bremsen den Optimismus. Das in der Region ausgeprägte Exportgeschäft bereitet den Unternehmen nach wie vor Sorgen. Und die Erwartungen haben sich im letzten Quartal 2024 erneut verschlechtert. Es überwiegen die pessimistischen Stimmen, sodass nur noch ein Fünftel der Befragten von steigenden Exporten ausgeht. Ähnlich die Situation bei den Investitionen: 35 Prozent der Industrieunternehmen wollen ihre Inlandsinvestitionen in diesem Jahr zurückfahren.
Auftragseingänge im Baugewerbe weiter im Minusbereich
Das Baugewerbe leidet nach wie vor unter gestiegenen Finanzierungs- und Baukosten. Dennoch lief das Geschäft bei 38 Prozent der Betriebe (Vorquartal 33 Prozent) zum Jahreswechsel gut. Und nur noch 17 statt 25 Prozent sind mit der aktuellen Lage unzufrieden. Auch verzeichneten 14 Prozent der befragten Unternehmen – im Vergleich zu sechs Prozent im Vorquartal – steigende Auftragseingänge. Per saldo liegen die Auftragseingänge jedoch in der gesamten Branche im Minusbereich.
Sorgenkind unter den Branchen bleibt der Großhandel. Nur noch neun Prozent der Großhändler (elf Prozent im Vorquartal) bezeichnen ihre Geschäftslage als gut, 37 Prozent (Vorquartal 34 Prozent) sind unzufrieden. Fast die Hälfte (47 statt 62 Prozent im Vorquartal) verzeichnet rückläufige Bestellungen. „Das ist die schlechteste Lageeinschätzung seit Frühjahr 2010“, stellt IHK-Hauptgeschäftsführerin Döring fest, „und das betrifft sowohl den produktionsverbindenden als auch den konsumnahen Großhandel“.
Bessere Nachrichten gibt es vom Einzelhandel: Hier wirken sich die gestiegenen Löhne der Verbraucher und weniger stark gestiegene Preise auf das Einkaufsverhalten aus. Im Vergleich zum Vorquartal geht die Tendenz hier von einem zufriedenstellenden Geschäftsverlauf hin zu einem guten – auch wenn nach wie vor mehr als die Hälfte der Einzelhändler das Einkaufsverhalten der Kunden als „zurückhaltend“ bezeichnet. 37 Prozent (Vorquartal 20 Prozent) berichten von guten Geschäften, elf Prozent sind nicht zufrieden. Überdurchschnittlich gut läuft es im Lebensmittelhandel, aber auch Kommunikationstechnik wird gut nachgefragt. Dennoch glaubt nur ein Zehntel der Betriebe, dass sich ihre Geschäftslage verbessern wird.
Dienstleistungsgewerbe bleibt skeptisch
Etwas positiver ist auch das Dienstleistungsgewerbe ins neue Jahr gestartet. Gut läuft es bei den ITK- und Beratungsdienstleistern. Eher schwach entwickeln sich dagegen die Geschäfte im Verkehrsgewerbe und der Arbeitnehmerüberlassung. Insgesamt melden 42 Prozent der Dienstleister einen guten Geschäftsverlauf (38 Prozent im Vorquartal). Hinsichtlich der Geschäftsentwicklung überwiegt allerdings auch hier die Skepsis. Jedes dritte Unternehmen blickt pessimistisch in die Zukunft.
Von den hohen Energie- und Arbeitskosten sowie dem Fachkräftemangel besonders betroffen ist das Hotel- und Gaststättengewerbe. Die IHK-Konjunkturumfrage zeigt, dass ein Viertel der Betriebe mit dem Geschäftsverlauf unzufrieden ist. Drei Monate zuvor war es noch jedes fünfte Unternehmen. Die anhaltend hohen Belastungen schlagen spürbar auf die Stimmung in den Hotels und Gaststätten. Die Unternehmen blicken so pessimistisch wie seit 2022 nicht mehr in die Zukunft. 53 Prozent erwarten eine schlechtere Entwicklung, während sich nur acht Prozent optimistisch zeigen.
red.
* An der Konjunkturumfrage der IHK Heilbronn-Franken für das 4. Quartal 2024 haben sich 359 Betriebe aller Branchen und Größenklassen mit insgesamt rund 87.000 Beschäftigten aus dem gesamten IHK-Bezirk beteiligt.