Ingenieure dringend gesucht

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In Ingenieursberufen gibt es immer mehr offene Stellen. Foto: Adobe Stock/BGStock72

Es gibt derzeit mehr als 170.000 offene Stellen für Ingenieure. Ohne Zuwanderung von Fachkräften könne die Lücke nicht geschlossen werden. Das sind Ergebnisse des Ingenieurmonitors des VDI.

Angesichts 170.300 offener Stellen auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure, nimmt der Fachkräfteengpass laut dem neuesten Ingenieurmonitor für das vierte Quartal 2022 des VDI – Verein deutscher Ingenieure e. V. weiter zu. Es herrsche Mangel an Fachleuten in vielen Bereichen: Bauingenieurwesen, Informatik, Elektrotechnik. „Ohne eine starke Zuwanderung von ausländischen Fachkräften bekommen wir die Lücke auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure und Ingenieurinnen nicht mehr geschlossen“, kommentiert Dieter Westerkamp, VDI-Bereichsleiter „Technik und Gesellschaft“ die Ergebnisse des Ingenieurmonitors.

Deutliche Zunahme offener Stellen im Vorjahresvergleich

Im Vorjahresvergleich nahm laut VDI-Ingenieurmonitor im vierten Quartal 2022 die Anzahl der offenen Stellen im Ingenieurwesen um 21,6 Prozent zu. „Mit dem demografischen Wandel nimmt die Zahl der Studienanfänger in ingenieurwissenschaftlichen Kernfächern, Maschinenbau oder Elektrotechnik in den letzten Jahren massiv ab“, sagt Westerkamp. Der Fachkräftebedarf könne bereits heute nicht annähernd abgedeckt werden und die Situation werde sich in den nächsten Jahren verschärfen. „Im Studienjahr 2016 betrug die Zahl der MINT-Studierenden im ersten Hochschulsemester bundesweit noch rund 143.400 und sank stark auf 125.600 im Studienjahr 2022 ab. In den kommenden Jahren ist folglich mit einem deutlichen Rückgang der Absolventenzahlen zu rechnen“, bestätigt Prof. Dr. Axel Plünnecke vom IW in Köln diese Entwicklung.

Den Ernst der Lage unterstreicht Plünnecke so: „Setzt man die Anzahl der offenen Stellen in Bezug zur Zahl der Arbeitslosen, ergibt sich die Engpasskennziffer in Ingenieur- und Informatikerberufen. Im vierten Quartal 2021 kamen rechnerisch auf 100 Arbeitslose noch 387 offene Stellen. Im vierten Quartal 2022 stieg diese Engpasskennziffer auf 471 – ein deutlicher Zuwachs, jedoch eine Engpassrelation unter dem Rekordwert des zweiten Quartals 2022 mit 492. Dabei unterscheiden sich die Engpässe deutlich zwischen den Berufen: die größten Engpässe bestehen bei den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik, vor den Ingenieurberufen Bau/Vermessung/Gebäudetechnik und Architektur. An dritter Stelle folgen die Informatikerberufe. Auch in allen anderen Ingenieurberufen bestehen im vierten Quartal 2022 Engpässe. Besonders stark sind die Engpässe in den Ingenieurberufen Technische Forschung und Produktionssteuerung sowie Maschinen- und Fahrzeugtechnik und Energie- und Elektrotechnik gestiegen.“

Willkommenskultur für Ingenieure aus dem Ausland entwickeln

Vor diesem Hintergrund begrüßt Dieter Westerkamp, dass Bundesarbeitsminister Hubertus Heil die Zuwanderungskriterien und die bürokratischen Hemmnisse entschärfen wolle. „Es ist ein erster wichtiger Schritt. Deutschland muss sich fit machen für den weltweiten Wettbewerb um die besten Köpfe“, sagt Westerkamp. „Darüber hinaus müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, um die internationalen Fachkräfte, die wir mühsam gewonnen haben, auch länger in Deutschland zu halten. Wir müssen eine Willkommenskultur entwickeln.“ Dieter Westerkamp weist darauf hin, dass diese Entwicklung den Technologie- und Innovationsstandort Deutschlands gefährde. „Nur mit einer qualifizierten Zuwanderung können wir Wohlstand und zukünftiges Leben und Arbeiten in Deutschland sichern.“

red.