Landkreis für Unternehmer

Gaildorf; Stadt; Luftbild
Starke Unternehmen, Kultur und Natur: Gaildorf steht für die Vielfalt im Landkreis Schwäbisch Hall. Foto: Stadt Gaildorf

Ein idealer Standort, um Leben und Arbeiten zu kombinieren: So beschreibt David Schneider von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) den Landkreis Schwäbisch Hall. Wie die WFG Unternehmen bei der Digitalisierung und der Personalgewinnung unterstützt, sagt der Geschäftsführer im Interview.

Was macht die besondere Attraktivität des Landkreises Schwäbisch Hall aus – für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber?

David Schneider: Wir bewerben den Landkreis als einen Standort, in dem man Leben und Arbeiten bestmöglich kombinieren kann. Landrat Bauer spricht vom schönsten Landkreis Deutschlands. Mit der schönen, direkt erlebbaren Natur, Kultur und dem großen gesellschaftlichen Zusammenhalt haben wir schon ein attraktives Portfolio. Die Unternehmerinnen und Unternehmer fühlen sich sehr mit ihrer Heimat verbunden.

Und welche Herausforderungen sehen Sie für den Landkreis Schwäbisch-Hall?

Schneider: Herausfordernd, das zeigen auch Erhebungen, sind die ÖPNV-Anbindung sowie der flächendeckende Glasfaserausbau. Aber daran wird intensiv gearbeitet. In den Breitbandausbau fließen derzeit und in den kommenden Jahren über 600 Millionen Euro, verwaltet und umgesetzt durch den Zweckverband Breitband, also durch die Kommunen und den Landkreis.

Die WFG unterstützt Unternehmen bei der Bewältigung des Fachkräftemangels mit Förderungen und Beratungsangeboten. Eines davon war bis vor Kurzem „unternehmensWert:Mensch“. Wie konnten Unternehmen von dem Beratungsprogramm profitieren?

Schneider: Das Förderprogramm unternehmensWert:Mensch wurde von August 2015 bis Dezember 2022 angeboten. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft war eine von drei Erstberatungsstellen in Baden Württemberg und hat hier für kurze Wege für Unternehmen gesorgt. Wir konnten direkt Beratungsschecks an kleine und mittlere Unternehmen ausstellen, die ihre Personalarbeit sowie die Mitarbeiterbindung und Personalgewinnung optimieren wollten. Insgesamt wurden 225 Erstberatungen durchgeführt, 213 Unternehmen erhielten einen Beratungsscheck, mit dem sie sofort die Prozessberatung starten konnten. Die meisten geförderten Unternehmen kamen aus dem Großraum Stuttgart, 36 Unternehmen aus der Region Heilbronn-Franken.

Mit welchen Problemen haben Unternehmen im Kreis mit Blick auf den Fachkräftemangel denn besonders zu kämpfen?

Schneider: Das Thema ist sehr umfassend und die unternehmerischen Bedarfe sind immer individuell zu betrachten. Die Gespräche mit vielen Unternehmen und Partnern zeigen, dass wir zunehmend nicht mehr von einem Fachkräfte- sondern einem Arbeitskräftemangel sprechen. Im Bereich Fachkräfte sind es vor allem auch technische bzw. informationstechnische Bereiche, in denen qualifizierte Mitarbeitende fehlen, bedingt auch durch neue Anforderungen und dem Ausbau dieser Geschäftsfelder. Man sollte hier aber nicht nur die Weltmarktführer im Blick haben, sondern gerade auch die kleinen und mittleren Unternehmen und das Handwerk.

Die aktuelle Arbeitsmarktsituation wird auch von der Digitalisierung stark beeinflusst. Hierfür wurde erst unternehmensWert:Mensch plus, dann das neue Programm INQA-Coaching ins Leben gerufen. Können Sie die Programme kurz erläutern?

Schneider: Ende 2017 kam mit unternehmensWert:Mensch plus ein Programmzweig zum Förderprogramm unternehmensWert:Mensch hinzu. Dieses Förderprogramm unterstützte Unternehmen bei ihrer Digitalisierung. Dabei lernten sie mit dem Lern- und Experimentierraum eine agile Methode kennen. Für die Entwicklung der Projekte und das Kennenlernen der agilen Methode wurde ein Prozessberater zur Seite gestellt, dessen Kosten zu 80 Prozent gefördert wurden. Digitalisierungsprojekte waren beispielsweise das papierlose Büro, digitale Arbeitszeiterfassung, die digitale Bauakte oder alles rund um die digitale Zusammenarbeit im Homeoffice. Dieses Förderprogramm wird nun im neuen Programm INQA-Coaching fortgesetzt. Wir freuen uns, hier wieder eine von zwei Beratungsstellen in Baden-Württemberg zu sein. Die ersten Beratungsschecks können an kleine und mittelständische Unternehmen im Laufe des Sommers ausgestellt werden.

Wie kann das neue Programm Unternehmen unterstützen?

Schneider: Über das nun startende Programm INQA-Coaching unterstützen wir Unternehmen dabei, passgenaue Lösungen für die personalpolitischen und arbeitsorganisatorischen Veränderungsbedarfe im Zusammenhang mit der digitalen Transformation zu finden.

Sie unterstützen Unternehmen aber auch noch mit weiteren Projekten …

Schneider: Ja, mit dem Projekt #Heimatkaufen bieten wir beispielsweise einen Baustein zur Arbeitgeberattraktivität an. Mit der Plattform jobs4young unterstützen wir bei der Berufsorientierung und dem Finden von Nachwuchskräften, mit „ArbeitundRente“ haben wir eine Jobbörse aufgebaut, die Unternehmen hilft, Expertenwissen weiterhin zu nutzen. Hier ist ja die Hinzuverdienstgrenze bei den Rentnerinnen und Rentnern seit Beginn des Jahres weggefallen.

Neben Beratungen und Förderungen gewinnt auch das Thema Networking zunehmend an Bedeutung: Wie wichtig ist es für Unternehmen, sich branchenübergreifend auszutauschen?

Schneider: Netzwerke bilden oder unterstützen ist enorm wichtig, auch für uns als Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Sich kennenlernen und voneinander lernen sind die Grundgedanken dahinter. Sei es im Rahmen des Empfangs der Wirtschaft oder themenbezogen bei unseren Digilunches haben wir hier auch Verschiedenes im Angebot. Als Erfolgsbeispiel ist hier sicherlich das Cluster Packaging Valley zu nennen.

Zurück zum angesprochenen Arbeitskräftemangel: Wie können geflüchtete Menschen besser integriert werden, um den Arbeitsmarkt zu stärken?

Schneider: Ein Schlüssel ist sicherlich der Spracherwerb, doch auch das Thema Ausbildung als Chance auf einen Aufenthaltsstatus spielt eine tragende Rolle. Die persönlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen müssen letztlich passen, das kann sehr komplex und herausfordernd sein.

Welche Ziele verfolgen Sie, um die wirtschaftliche Entwicklung der Region nachhaltig zu fördern?

Schneider: Gemäß dem Gesellschaftsvertrag der Wirtschaftsförderungsgesellschaft soll diese „die Wirtschafts- und Sozialstruktur im Landkreis“ fördern. Im aktuellen „Prognos Zukunftsatlas“ aller Landkreise in Deutschland liegt unser Landkreis im oberen Viertel. Bei der Arbeitsplatzdichte und der Wirtschaftskraft liegen wir bundesweit sogar in der Spitzengruppe. Die WFG will dazu beitragen, dass der Landkreis sein gutes Ranking behaupten, wenn nicht gar verbessern kann.

Wirtschafsförderung; Landkreis Schwäbisch Hall; David Schneider

Zur Person

David Schneider ist Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Schwäbisch Hall und Leiter des Amts für Wirtschafts- und Regionalmanagement.