Wenn doch nur die Schule ausfallen würde. Wer hat sich das als Kind nicht hin und wieder gewünscht? Heute stehen in der Region etliche Grund- und Sonderschulen vor dem Problem, eine gute Versorgung zu gewährleisten – weil der Platz vor der Tafel in der Tat leer bleibt.
Lehrermangel: Dieses Wort ist derzeit in aller Munde – auch in der Region und das, obwohl Anfang September für den Landkreis Schwäbisch Hall, den Hohenlohekreis und den Main-Tauber-Kreis 169 Junglehrkräfte vereidigt wurden und nun ihren Dienst antreten. Das hört sich zunächst gut an. Stellt man aber den Junglehrern 150 Schulen und rund 33.000 Schüler in den drei Kreisen gegenüber, bekommt man eine andere Sicht auf die Situation. Lehrer, die in den Ruhestand gehen oder aufgrund von Schwangerschaft beziehungsweise Elternzeit pausieren, sind dabei nicht berücksichtigt.
Aktuell sind 39 Stellen offen. Hoffnung, dass sich während des laufenden Schuljahres noch viele Bewerber melden, hat Schulamtsdirektor Alois Schmitt vom Schulamt in Künzelsau nicht. Einige Stellen seien sogar mehrfach ausgeschrieben worden und trotzdem noch zu haben. Lediglich vereinzelt konnten Lehrkräfte aus dem Würzburger Raum für den Main-Tauber-Kreis gewonnen werden, weiß Schulamtsdirektor Joachim Rimmele.
Die Belastungsgrenze der Lehrer und Schulleitungen sei erreicht. „Obwohl die Pädagogen hervorragende Arbeit leisten, um die Engpässe zu überbrücken, werden sie wohl das ganze Schuljahr über diese Anstrengungen aufrechterhalten müssen. Die Krankheitsreserve ist bereits im Einsatz“, fasst Rimmele zusammen. Entspannen wird sich die Situation wohl erst im Februar oder im Sommer 2018, wenn weitere Lehrer eingestellt werden können.
Der Pflichtunterricht in den drei Kreisen sei weitgehend gesichert. Für eine gute Versorgung würde man aber mehr Pädagogen brauchen, heißt es in einer Pressemeldung des Schulamts Künzelsau. Ein Problem, das eng an die Schulart geknüpft ist. Während es schon seit Jahren mehr angehende Gymnasiallehrer als Stellen gibt, ist die Situation an Sonder- und Grundschulen gerade umgekehrt. „Dass ein Drittel aller neuen Stellen in Grundschulen und ein Viertel der Sonderpädagogik-Stellen unbesetzt bleiben, ist dramatisch“, sagt Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Die Ursache sieht Kultusministerin Susanne Eisenmann in einer besonders starken Pensionierungswelle. Moritz kennt das Problem: „40 Prozent der Lehrkräfte arbeiten nicht bis zur gesetzlichen Altersgrenze.“ Auf die Region träfe das allerdings nicht in diesem Ausmaß zu, erklärt Rimmele. „Einige Pädagogen arbeiten noch über das 65. Lebensjahr hinaus, andere Lehrkräfte haben wegen des Lehrermangels sogar ihr Sabbatjahr verschoben.“ Und trotzdem wird der Schulamtsdirektor bereits jetzt mit den ersten Ausfällen konfrontiert. „Wir arbeiten daran, die Versorgung zu sichern, aber es wurden uns einige Schwangerschaften mit Beschäftigungsverbot gemeldet,“ erläutert Rimmele.
Diese Stellen kommen zu den 27 Lehrkräften, die noch in den Grundschulen fehlen, hinzu. Zwölf davon entfallen auf den Kreis Schwäbisch Hall, zehn auf den Hohenlohekreis und fünf auf den Main-Tauber-Kreis. Sechs Stellen sind in den Klassenstufen fünf bis zehn noch offen – allerdings nicht an einer klassischen Realschule. Dies ist der einzige Bereich, der komplett abgedeckt ist.
Juliane Renk