Mehraufwand durch Arbeitszeiterfassung

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Unternehmen müssen die Arbeitszeit erfassen. Foto: Adobe Stock/Quality Stock Arts

Die Pflicht zum Erfassen der Arbeitszeit wird laut Digitalverband Bitkom von vielen Unternehmen kritisch gesehen. Anstatt einer täglichen Höchstarbeitszeit sollte diese eher für eine volle Arbeitswoche festgelegt werden.

Hoher Aufwand, schwierige Umsetzung, mangelnde Flexibilität: Ein Großteil der deutschen Unternehmen sieht die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung lauf Bitkom kritisch und fordert vom Gesetzgeber umfassende Verbesserungen. Zwei Drittel der Unternehmen sagten, dass die Einführung beziehungsweise Anpassung der Arbeitszeiterfassungssysteme erheblichen finanziellen und administrativen Mehraufwand verursache.

Gleichzeitig wollten mehr als drei Viertel, dass die gesetzliche Neuregelung des Arbeitszeitrechts die tägliche durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzt. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter 603 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Demnach finden 60 Prozent, dass die Einführung beziehungsweise Anpassung der Arbeitszeiterfassung durch das bisherige Fehlen einer gesetzlichen Neuregelung erschwert wird. Ohnehin halten 59 Prozent der Unternehmen eine genaue Arbeitszeiterfassung in der Praxis für nur schwer umsetzbar.

Das Bundesarbeitsgericht habe laut Bitkom mit seinem Beschluss vom September 2022 mehr als 34 Millionen Menschen zur minutiösen Erfassung ihrer Arbeitszeit verpflichtet. „Der Gesetzgeber sollte diesem Anachronismus ein Ende bereiten und die gesetzlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass auch künftig Vertrauensarbeitszeit möglich ist“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

Bitkom spricht sich für eine wöchentliche Höchstarbeitszeit aus

Niemand sollte gezwungen werden, seine Arbeitszeit zu erfassen, wenn zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten Einvernehmen herrscht, dass dies nicht nötig sei. „Der aktuelle Referentenentwurf zur Änderung des Arbeitszeitgesetzes geht komplett an der Realität der heutigen Arbeitswelt vorbei, in der Homeoffice und Vertrauensarbeitszeit für viele zum Standard gehören“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Nicht nur die geplante tagesaktuelle Erfassungspflicht, auch das Beharren auf einer täglichen Höchstarbeitszeit seien kontraproduktiv. Bitkom fordere seit längerer Zeit eine wöchentliche Höchstarbeitszeit, die den Beschäftigten bei der Einteilung ihrer Arbeitszeit mehr Flexibilität und Selbstbestimmtheit gewähren würde. Auch die vorgeschriebene Ruhepause von elf Stunden passe nicht zu „New Work“, wie viele Beschäftigte es sich wünschten. Hierunter leide besonders die Digitalbranche, die angesichts des massiven IT-Fachkräftemangels attraktiv bleiben müsse.

Am vergangenen Freitag diskutierte der Bundestag einen Antrag der Unionsfraktion zur bürokratiearmen Arbeitszeiterfassung. Dieser gehe aus Bitkom-Sicht in die richtige Richtung, da er die Möglichkeit freiwilliger Vertrauensarbeitszeitmodelle sowie eine Abkehr von der tagesaktuellen Erfassungspflicht und der täglichen Höchstarbeitszeit fordere.

Sechs von zehn Unternehmen seien überzeugt, dass durch die Erfassungspflicht die Flexibilität von Vertrauensarbeit verloren gehe. Knapp die Hälfte befürchte, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die Aufzeichnungspflicht kontrolliert fühlten. Gleichzeitig sagten 44 Prozent, dass die Arbeitszeiterfassungspflicht die Beschäftigten vor Stress und Überlastung schützen könne. „Wo früher auf Vertrauensbasis gearbeitet wurde, zwingt die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung zu Kontrolle und sorgt für vollkommen unnötige Bürokratie. Die Ampel-Regierung hat im Koalitionsvertrag angekündigt, dass bei einer Anpassung des Arbeitszeitrechts Vertrauensarbeit weiterhin möglich sein soll. Daran muss sie sich jetzt messen lassen“, so Berg.

red.