Unsicherheit fliegt mit

Nach den Anschlägen in Brüssel, Paris, Istanbul oder Sousse sind Terror und Terrorgefahr allgegenwärtig – lange schon hat die Furcht davor in den Köpfen der Menschen bei ihrer Urlaubsplanung Einzug gehalten. Denn wer von uns möchte die schönste Zeit des Jahres mit Angst und Schrecken verbringen? Diese Unsicherheit der Urlauber bekommt auch die Reisebranche zu spüren.

Einst beliebte Reiseländer wie die Türkei, Ägypten oder Tunesien leiden zur Zeit unter einer deutlich geringeren Nachfrage als in den Jahren davor. Dass sich dort an den allermeisten Tagen nichts Schlimmes ereignet, wischt die Angst der Menschen nicht beiseite. Viele wollen nicht wagen, versehentlich zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Denn wann sich das Urlaubsparadies das nächste Mal durch Terror ins Gegenteil verkehrt, ist für den Urlauber nicht vorhersehbar.„

Die Zurückhaltung vieler Kunden ist hier – aufgrund der schrecklichen Ereignisse der jüngsten Zeit – häufig mit der Frage nach der Sicherheit des Reiseziels verbunden, erklärt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Anfang März bei der Eröffnungspressekonferenz der Touristikmesse ITB in Berlin und ergänzt: „Gegenüber dem Vorjahr verzeichnen die drei Volumenmärkte Türkei, Ägypten und Tunesien noch deutlich weniger Buchungen bei den Reisebüros als zum gleichen Vorjahreszeitraum.“

Die Türkei etwa, die auf Platz drei der beliebtesten Auslandsurlaubsziele der Deutschen rangiere, hätte vergangenes Jahr noch ein Plus von vier Prozent erzielt. „Ende Januar lagen die bisherigen Sommerbuchungen jedoch für die Türkei wie auch für Ägypten und Tunesien mit 40 Prozent und mehr noch deutlich unter Vorjahr.“

Attentäter haben Angst gesät. Viele deutsche Urlauber sind verunsichert, wo sie in diesem Jahr sichere und unbeschwerte Ferien verbringen können. Laut dem Marktforschungsunternehmen GfK haben bisher im Vergleich zum Vorjahr fast eine Million weniger Bundesbürger ihren Sommerurlaub 2016 gebucht. Das schlägt sich in den Buchungs- und Umsatzzahlen des Reisevertriebs deutlich nieder: Neun Prozent weniger Umsatz ist die Bilanz in den Reisebüros. Nur die Online-Reisevertreiber können das Vorjahresniveau halten. Abwarten scheint bei vielen Reisenden die Devise zu sein. Vor allem bei Familien, die mit Kindern in Urlaub fahren, würden sich mit Buchungen noch zurückhalten.

Wie immer gibt es zwei Seiten einer Medaille. Des einen Verlust ist des anderen Gewinn. Während die östlichen Mittelmeerländer bislang Einbußen verzeichnen, schnallen die Buchungen im Westen in die Höhe. Vor allem Spanien, aber auch Italien, soll zu den Gewinnern gehören. „Augenblicklich stellen wir einen erhöhten Zuspruch für Reiseziele ins westliche Europa fest“, bestätigt auch DRV-Präsident Fiebig. Auch Sebastian Ebel, Vorsitzender der Geschäftsführung der TUI Deutschland – der größte Reiseveranstalter Deutschlands – bestätigt das: „Die Buchungsentscheidung für einige Länder wird in diesem Jahr später getroffen als sonst, für andere Destinationen sind die Buchungen bereits extrem hoch, zum Beispiel für Spanien. Die Kanaren, die Balearen und das Festland sind die Favoriten. Hoch im Kurs stehen auch Italien, Portugal und Griechenland.“ Ebel ist dennoch auch für andere Reiseziele optimistisch: „Ich bin positiv gestimmt. Die Menschen wollen reisen“, sagt er.

Lydia-Kathrin Hilpert