Unternehmen benötigen mehr Unterstützung

Die Metall- und Elektroindustrie in Heilbronn-Franken sorgt sich um die Zukunft des Standorts. Unternehmen benötigen mehr Unterstützung.
Unternehmen benötigen einfache Regelungen für Energie-Subventionen. Foto: Adobe Stock/Farknot Architect

Den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in der Region Heilbronn-Franken fehlen Fachkräfte. Zudem beschäftigen sie hohe Energiepreise. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall fordert einfache Regeln für Subventionen.

Die Metall- und Elektroindustrie (M+E) in der Region Heilbronn-Franken sorgt sich zunehmend um die Zukunft des Standorts. „Wir sehen uns mit enormen Energiekosten, fehlenden Fachkräften und weiteren Belastungen, die uns die Politik aufbürdet, konfrontiert. Diese gefährliche Mixtur gefährdet unsere Wettbewerbsfähigkeit massiv“, sagte Hans-Jörg Vollert vom Arbeitgeberverband Südwestmetall.

Besonders kritisch sieht Vollert, dass Baden-Württemberg nach aktuellen Planungen mittelfristig weder ausreichend elektrische Energie beziehen werde, um zusätzliche Bedarfe für Wärmeversorgung und Verkehr zu decken, noch genügend Wasserstoff. „Wir begrüßen daher die Initiative der Landesregierung, in der Nähe der energieintensiven Schlüsselindustrien im Land Wasserstoff-Hubs aufzubauen.“ Man müsse unbedingt einen Energieengpass in der Industrie vermeiden. Diese habe für Wohlstand und Beschäftigung eine herausragende Rolle für Baden-Württemberg.

Kurzfristig müsse die Politik dafür sorgen, dass für Unternehmen die Energiepreise gesenkt werden. Diese bewegten sich auf einem vielfach höheren Niveau als vor Beginn der Energiekrise. „Nicht wenige Firmen haben bereits ihre Belastungsgrenze erreicht, die energieintensive Produktion in Deutschland ist 2022 um fast 20 Prozent eingebrochen“, so Vollert. Südwestmetall begrüße daher grundsätzlich die Vorschläge aus dem Bundeswirtschaftsministerium für einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis.

Der Mittelstand benötigt Subventionen

Ein subventionierter Energiepreis könne laut Vollert jedoch nur eine Brückenlösung sein, bis man wieder zu vernünftigen Energiepreisen gelange. Diese müssten mit den Regeln des Marktes über Angebot und Nachfrage vereinbar sein. Wichtig seien auch mittelständische Unternehmen, bei denen die Energie einen wesentlichen Teil der Gesamtkosten ausmache. Beim Erhalt von Subventionen würden diese jedoch oft durch komplizierte Regeln benachteiligt.

Bürokratie müsse wirksam abgebaut, Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigt sowie Zukunftstechnologien gezielt gefördert werden, sagt Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer von Südwestmetall. „Leider erweckt das politische Handeln teilweise immer noch den Eindruck, als sei die Zeitenwende dort noch nicht angekommen.“ Statt Wachstumsbremsen zu lösen und die Betriebe zu entlasten, würden diese häufig noch mit zusätzlichen Auflagen und Belastungen konfrontiert. Das geschehe beispielsweise bei Beitragserhöhungen und Leistungsausweitungen in der Pflege, dem Lieferkettengesetz oder dem geplanten Bundestariftreuegesetz.

Ein weiteres Beispiel sieht Barta in den Plänen des Bundesarbeitsministeriums, die Erfassung der Arbeitszeit künftig gesetzlich zu regeln: „Der bisher vorliegende Entwurf des Ministeriums geht über das Erforderliche hinaus und würde die Betriebe in unnötiger Weise einengen.“ Die von der Wirtschaft seit langem geforderte Modernisierung des Arbeitszeitrechts hingegen bleibe nach den bisherigen Plänen erneut auf der Strecke. An dieser Stelle habe man jedoch großen Handlungsbedarf bei der Verteilung der Arbeitszeit. Vorschriften wie eine tägliche Höchstarbeitszeit und starre Ruhezeiten engten Betriebe ein, die global agierten. Dies gelte auch für Beschäftigte, die Beruf und Familie unter einen Hut bekommen müssten, so Barta.

MINT-Fachkräfte und Ingenieure fehlen in Unternehmen

Modernere Arbeitsbedingungen könnten aus Sicht des Bezirksgruppen-Vorsitzenden Vollert auch dazu beitragen, die M+E-Industrie attraktiver für die dringend benötigten Arbeits- und Fachkräfte zu machen: „Aktuell sehen vier von zehn unserer Firmen ihre Produktion behindert, weil die Fachkräfte fehlen.“ Insbesondere in den für die M+E-Industrie wichtigen MINT-Bereichen und Ingenieursberufen sei der Mangel besonders gravierend. Drängend sei daher eine Ausweitung der Berufsorientierung, die in Corona-Zeiten schwer gelitten habe. „Wir begrüßen zudem die Ankündigung der Regierungsfraktionen im Land, die Studiengebühren für ausländische Studierende wieder abzuschaffen. Diese haben sich, da kein Bundesland dem Beispiel Baden-Württembergs gefolgt ist, zu einem echten Nachteil für unser Land entwickelt.“

Weitere Ansatzpunkte sieht Vollert in einer besseren Kinderbetreuung, die es mehr jungen Eltern und dabei vor allem den Frauen erlauben würde, in Vollzeit oder in einer vollzeitnahen Beschäftigung zu arbeiten. „Das ist ein großes, teilweise brachliegendes Potenzial. Die Landesregierung muss hier daher Prioritäten im Ausbau von Betreuungsangeboten setzen.“ Auch die gezielte Zuwanderung von Fachkräften könne dazu beitragen, den akuten Mangel zu lindern, sagte Vollert. „Das Gesetz zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung ist dabei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Allerdings sollten auch die Verfahren zur Zuwanderung und zur Berufsanerkennung deutlich vereinfacht werden.“ Zudem müssten Engpässe in den Visa- und Antragsstellen im Ausland beseitigt werden.

red.