Unternehmensgründung in Deutschland: Interview mit Sarna Röser

Sarna Röser wünscht sich von der Politik weniger bürokratische Hürden, Unternehmungsgründungen per Mausklick und ein offenes, zukunftsorientiertes "Gründungs-Mindset in unserer Gesellschaft. Foto: Die Jungen Unternehmer / Anne Grossmann Fotografie

Sarna Röser, Bundesvorsitzende der Jungen Unternehmer, leitet seit der Firmenübergabe die das Familienunternehmen ihres Vaters. Sie wünscht sich von der Politik weniger bürokratische Hürden und von Gründern Mut zur Selbstständigkeit.

Sarna Röser wünscht sich ein offenes, zukunftsorientiertes „Gründungs-Mindset“ in unserer Gesellschaft. Foto: Die Jungen Unternehmer / Anne Grossmann Fotografie

Beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer sprechen Sie übers „Wagen”. Trauen sich Gründer und Unternehmer in Deutschland zu wenig zu?

Sarna Röser: An Talenten und guten Ideen mangelt es in Deutschland nicht – trotzdem wird zu wenig gegründet. Damit mehr Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, muss Deutschland gründerfreundlicher werden. Das bedeutet: Weniger bürokratische Hürden, Unternehmensgründungen per Mausklick und ein offenes, zukunftsorientiertes „Gründungs-Mindset“ in unserer Gesellschaft.

Sie waren bereits als Gast-Löwin bei „Die Höhle der Löwen“ zu sehen. Was hat Sie dazu inspiriert, an dem Format teilzunehmen?

Röser: Wir investieren als Unternehmerfamilie schon seit vielen Jahren in Startups und daher hatte ich bereits in jungen Jahren die Möglichkeit, die Gründerszene sehr gut kennenzulernen. Deshalb war es mir eine große Freude, bei „Die Höhle der Löwen“ als Gast-Löwin motivierte Gründer zu unterstützen. Die Sendung ist eine großartige Plattform und Möglichkeit, noch stärker auf Startups und das Unternehmertum in Deutschland aufmerksam zu machen und vor allem Vorbilder zu schaffen. Gerade weil ich sehr jung gestartet bin, kann ich die Gründer mit meiner persönlichen Erfahrung und meinem Netzwerk gut unterstützen. Der Schritt in die Selbstständigkeit erfordert Mut, diesen möchte ich stärken.

Welchen Tipp würden Sie Unternehmerinnen und Unternehmern geben, die sich bei „Die Höhle der Löwen“ vorstellen möchten?

Röser: Um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, braucht es zuallererst eine gute Idee und einen konkreten Businessplan. Die Geschäfts-idee und das Konzept sind eine wichtige Grundlage, auch für das Gewinnen von Investoren. Doch vor allem sind die Motivation, das Durchhaltevermögen und der Biss der Gründer entscheidend. Die Gründer müssen für ihre Idee brennen, ihre Stärken und Schwächen kennen und sich bewusst sein, dass Unternehmertum kein Nine-to-five-Job ist, sondern viel abverlangt – aber auch in Form von Selbstverwirklichung und Freude am Unternehmen belohnt wird.

Sie sind nicht nur Unternehmerin und Investorin, sondern auch Vorsitzende des Verbandes Die jungen Unternehmer: Was sind Ihre Kernforderungen an die Politik?

Röser ist in das Familienunternehmen ihres Vaters Jürgen Röser eingestiegen. Foto: Die Jungen Unternehmer / Anne Grossmann Fotografie

Röser: Mich leitet das Motto: „Brenne für das, was du tust – und finde deine Leidenschaft!“. Dieses Motto verfolgen wir auch in unserem Verband, dem ich seit 2018 vorstehe. Wir packen an, indem wir mit Politikern in Gespräche gehen und unsere Forderungen – der Next Generation des Deutschen Mittelstands – in den Medien und im Netz adressieren. Wir wollen die Wirtschaft stärken und gestalten. Das bedeutet, dass der Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig werden muss. Wir brauchen eine nachhaltige Haushaltspolitik, eine zukunftsorientierte Sozialpolitik, endlich Tempo bei Digitalisierung von Verwaltung und Bildung, echten Bürokratieabbau und einen stärkeren Blick auf die junge Generation. Beim Thema Klimaschutz bin ich der festen Überzeugung, dass der Markt der beste Klimaschützer ist – hier sollte Deutschland mehr Emissionsrechtehandel wagen, Raum für Innovation lassen und vor allem alle Potenziale nutzen. Fakt ist: Offene Märkte schaffen Wohlstand. Anstatt uns immer mehr in Richtung Planwirtschaft zu bewegen, braucht Deutschland wieder mehr Eigenverantwortung und Vertrauen in den Markt.

„Anstatt uns immer mehr in Richtung Planwirtschaft zu bewegen, braucht Deutschland wieder mehr Eigenverantwortung und Vertrauen in den Markt.“

Sie sind in das Familienunternehmen Ihrer Eltern eingestiegen. Welche Hürden kommen beim Thema Nachfolge auf Unternehmen zu?

Röser: Die Nachfolge im Familienunternehmen anzutreten heißt, den Entschluss zu fassen, Verantwortung für das Unternehmen und die Mitarbeiter zu übernehmen. Dessen bin ich mir sehr bewusst. Um den Schritt zu erleichtern, bin ich früh Mitglied bei den Jungen Unternehmern geworden. Dort habe ich junge Menschen kennengelernt, die ebenfalls kurz vor der Nachfolge standen oder sie bereits angetreten sind. Wir haben uns die gleichen Fragen gestellt und standen vor ähnlichen Herausforderungen. In Verbänden wie dem unseren gibt es eine starke Community und viel Gelegenheit zum Austausch. Wenn man gründen oder ein Unternehmen weiterführen will, ist dies eine unglaubliche Bereicherung. Gleichzeitig ist das Schöne an einem Familienunternehmen aber auch, dass man selten allein ist, sondern meist jemanden an seiner Seite hat: die Geschwister, die Eltern oder Großeltern.

Ihr Familienbetrieb sitzt in Mundelsheim, 20 Kilometer südlich von Heilbronn. Wie verwurzelt sind Sie mit dem Landkreis?

Röser: Wenn ich an Baden-Württemberg denke, denke ich an meine Familie, an meine Heimat. Ich bin in Mundelsheim aufgewachsen und habe in Stuttgart studiert. Besonders die Mentalität im „Schwabenländle“ gefällt mir gut – denn wir packen an, reden nicht nur, sondern handeln. Wir haben zahlreiche erfolgreiche Mittelständler, die genau nach diesem Motto leben und Vorbilder sind. Gleichzeitig weiß ich es sehr zu schätzen, dass ich durch meinen Beruf in den vergangenen Jahren viel reisen konnte. Denn jede Region hat ihre Hidden Champions, besondere Menschen und Traditionen.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für Unternehmen im kommenden Jahr?

Röser: Die Hauptsorge Nummer eins der Familienunternehmen ist der enorme Arbeits- und Fachkräftemangel, der Bürokratieaufwand durch Berichtspflichten, eng gefolgt von der Inflation. Diese Probleme müssen endlich von den verantwortlichen Politikern gelöst werden, damit wir Unternehmer endlich wieder mehr Zeit fürs Wirtschaften haben. 

Interview: Teresa Zwirner

Sarna Röser. Foto: Die Jungen Unternehmer / Anne Grossmann Fotografie

Zur Person

Sarna Röser, geboren 1987, ist seit 2018 Bundesvorsitzende des Wirtschaftsverbandes Die Jungen Unternehmer. In diesem Amt vertritt sie mehr als 1.500 junge Familien- und Eigentümerunternehmer bis 40 Jahre. Sie ist Mitglied der Geschäftsleitung beim 1923 gegründeten Familienunternehmen Zementrohr- und Betonwerke Karl Röser & Sohn GmbH in Mundelsheim.