Vom Apfel bis zur Zahnpasta

Im Crailsheimer Tafelladen kaufen Menschen ein, denen zu wenig zum Leben bleibt. Hier können sie Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs zu einem niedrigen Preis erwerben. Finanziert wird das Projekt durch Spendne und Einnahmen aus dem Laden.

Meist sind es dieselben Menschen, die vor dem Tafelladen in Crailsheim darauf warten, dass der kleine Laden seine Türen öffnet: Geringverdiener, Arbeitnehmer, die auf dem Arbeitsmarkt geringe Chancen haben und Rentner, die nur eine kleine Rente beziehen.

Im November 2005 nahm die Crailsheimer Tafel den Betrieb auf. Getragen wird die Tafel von der Aufbaugilde Heilbronn gGmbH. Die Aufbaugilde ist eine Beschäftigungsinitiative, die sich vor allem an Langzeitarbeitslose richtet. Im Tafelladen in der Bildstraße können Menschen mit schmalem Geldbeutel von Montag bis Freitag günstig Lebensmittel einkaufen. Die Lebensmittel stammen beispielsweise aus der Überproduktion regionaler Lebensmittelhersteller oder von Landwirtschaftsbetrieben. Tafelladen-Mitarbeiterin Nadine Erdmann erklärt, wie das Tafelladen-Prinzip funktioniert. „Wir fahren täglich verschiedene Supermärkte und Bäcker an und holen dort die gespendeten Waren ab. Die Waren räumen wir dann vor Verkaufsbeginn in der Tafel ein“, erläutert sie.

Das Warenangebot reicht von Brot über Obst und Gemüse bis hin zu Körperpflegeprodukten wie Duschgel und Zahnpasta. Der Preis der Lebensmittel in der Tafel soll 30 Prozent des ortsüblichen Ladenpreises nicht übersteigen. Um in der Tafel einkaufen zu können, ist ein Berechtigungsschein erforderlich. Die Mitarbeiter der Tafel stellen den Schein aus. Wer nachweisen kann, dass er Hartz-IV-Empfänger ist oder nur über ein geringes Einkommen verfügt, kann problemlos im Tafelladen einkaufen.

Bedürftige verschiedenster Altersklassen kommen in den Tafelladen. „Im Schnitt kaufen mindestens 50 Personen am Tag in der Tafel ein“, schildert Erdmann. Der Tafelladen versteht sich als Anlaufstelle für Menschen, die aufgrund ihres niedrigen Einkommens auf zusätzliche Unterstützung durch soziale Einrichtungen angewiesen sind. Die Crailsheimer Tafel finanziert sich über Sach- und Geldspenden sowie durch die Einnahmen aus dem Lebensmittelverkauf. Das zunehmende Risiko der Altersarmut ist für die Tafelladen-Mitarbeiter alarmierend. „Besonders die Niedriglöhne sorgen dafür, das Altersarmut entsteht. Hinzu kommt, dass Arbeitnehmer aufgrund von physischen oder psychischen Erkrankungen früher als geplant ihre Arbeit aufgeben müssen.“ Erdmann ist froh, dass sie mit ihren Kollegen dazu beitragen kann, das Leid von Menschen in sozialer und finanzieller Not zu lindern.

Andreas Scholz