Zwei Chefs zum Verlieben

Eine Ehe aufrechtzuerhalten erfordert Zeit, Liebe, Verständnis und oft auch Kompromisse. Damit eine Geschäftsbeziehung funktioniert, sind Geduld, Zuverlässigkeit und Loyalität wichtig. Was aber, wenn zwei Geschäftsführer miteinander verheiratet sind? Klappt das?

„Wir tanzen beide gerne“, plaudert Christel Noller bei einem Cappuccino im hellen und geräumigen Büro ihres Mannes Volker Noller mit malerischem Ausblick auf unberührte Natur aus dem Nähkästchen. So hat sich das Paar auch kennen- und liebengelernt. Die Geschichte der beiden Geschäftsführer der Firma Fertighaus Weiss in Oberrot-Scheuerhalden beginnt in einem Tanzlokal im Rottal. „Der Zeitgeist war früher ein anderer“, sagt die geschmackvoll gekleidete 56-Jährige etwas wehmütig. Früher habe man zum Ausgehen nicht einfach überall hinfahren können, wo man wollte – oder sich übers Internet kennengelernt, wie es heutzutage der Fall ist. Christel Noller war damals nicht ganz 17, hatte keinen Führerschein. Da blieben nicht viele Optionen. „Es klingt recht konservativ“, räumt ihr Mann Volker ein. „Aber vielleicht hält es auch gerade deshalb immer noch.“ Im Dezember werden es 40 Jahre, dass sich das Ehepaar kennt. Und 33 sind es, seit die zwei quasi Seite an Seite arbeiten. Ein verheiratetes Paar, das gemeinsam ein Unternehmen führt? Nollers beweisen, dass das problemlos funktioniert.

Firma in Familienhand

Doch wie kam es, dass die Scheuerhaldenerin und der Fichtenberger den gleichen Arbeitsplatz haben? Christel Noller ist eine geborene Weiss. Ihr Urgroßvater Josef Weiss hat die einstige Zimmerei 1881 gegründet. Sie selbst ist 1982 ins Familienunternehmen, das sich mit Sohn Michael Noller bereits in der fünften Generation befindet, eingetreten. „Eigentlich hatte ich ja einen anderen Weg für mich im Sinn“, erzählt die zweifache Mutter. Gerne wäre sie aus Oberrot rausgekommen und hätte ein Studium in Angriff genommen. Doch es kam anders – auch weil ihr Vater Karl Weiss Junior sich natürlich wünschte, dass die Firma in Familienhand bleibt. Also absolvierte die Geschäftsführende Gesellschafterin eine Ausbildung zur Industriekauffrau.

Ein Jahr später, 1983, heuerte dann Volker Noller, der eigentlich Informationselektroniker gelernt hatte, beim Unternehmen an – auf Initiative des mittlerweile verstorbenen Schwiegervaters, der einen Mann als Nachfolger wollte. „Vati und mein Mann hatten ein Verhältnis wie Vater und Sohn“, erinnert sich Christel Noller. Bedingung sei jedoch gewesen, dass der Schwiegersohn das Zimmererhandwerk beherrscht. Also ließ sich der heute 59-Jährige zum Zimmerer ausbilden, machte später seinen Betriebswirt im Handwerk und legte die Meisterprüfung ab. 1988 wurde Noller schließlich Geschäftsführer des heute etwa 400 Mitarbeiter beschäftigenden Unternehmens. Wer jetzt denkt, das Ehepaar Noller sieht sich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, kann sich entspannen. Ganz so extrem ist es dann auch wieder nicht. „Mal sitzen wir den ganzen Arbeitstag zusammen, wenn viele Besprechungen anstehen. Mal sehen wir uns fast gar nicht im Geschäft“, erklärt Volker Noller. Was den beiden jedoch wichtig ist, sind gemeinsame Mahlzeiten. Bevor sie zusammen ins Büro gehen, das sich direkt neben ihrem Haus befindet, frühstücken sie erst mal gemütlich. Dabei werden naturgemäß auch geschäftliche Themen diskutiert. Da können die beiden Vollblutunternehmer nicht aus ihrer Haut. Umgekehrt werde allerdings nie über Privates bei der Arbeit gesprochen, sind sich die beiden Hobbytennisspieler einig.

Eingespieltes Team

Geht man sich denn nicht manchmal auf die Nerven, wenn man sich zuhause und auch noch auf der Arbeit jeden Tag sieht? Beide schütteln den Kopf. Jeder habe ja in der Firma unterschiedliche Aufgaben. Außerdem verbringen die Nollers auch hin und wieder Zeit getrennt voneinander. „Wir sind nicht wie Zwillinge“, sagt die Medienpreisträgerin der Zeitung Rundschau lachend. Übrigens: Bei der Heirat wollte Christel Noller unbedingt den Nachnamen ihres Mannes annehmen und nicht ihren Mädchennamen behalten. Zwillinge sind die beiden definitiv nicht – aber, wie deutlich zu erkennen ist und auch ihre Vita beweist, ein eingespieltes Team.

Olga Lechmann