Einer von nur zwei Fünf-Sterne-Radwegen in Deutschland führt durch den Main-Tauber-Kreis. Der CDU-Landespolitiker Prof. Dr. Wolfgang Reinhart und der Tourismusverband „Liebliches Taubertal“ setzen sich für den weiteren Ausbau des attraktiven Streckennetzes ein.

Der Mann auf dem hochwertigen Tourenrad fällt in der Instagram-Timeline auf. Seine neongrüne Biking-Jacke stiehlt dem gelben Maisfeld im Hintergrund fast die Show. Mit gut gelaunter Miene radelt er – als leuchtendes Vorbild – durch die blühende Landschaft. Mit diesem Motiv fiel der Tauberbischofsheimer CDU-Landtagsabgeordnete Prof. Dr. Wolfgang Reinhart kürzlich in den Sozialen Medien auf. Einen authentischeren „Influencer“ könnte sich der Main-Tauber-Kreis tatsächlich nicht wünschen: Dem Landtags-Vizepräsidenten, der bis 2021 Baden-Württembergs Unionsfraktion führte, ist auf dem Foto anzusehen, dass er Radfahren liebt. Und dass er seinen Landkreis liebt. „Gerade im Frühling ist das Taubertal am schönsten, wenn man an grünenden Weinbergen, blühenden Streuobstwiesen und gelben Rapsfeldern durch unsere Heimat radeln kann“, schwärmt Reinhart. „Ich bin passionierter Radfahrer und nutze es gern im Alltag sowie beim regelmäßigen Sport.“
Schon deshalb setzt sich der Biker aus Leidenschaft seit Jahren im Main-Tauber-Kreis für den Ausbau des Radwegenetzes ein. Und das ist nach seinen Worten ohnehin respektabel: Bereits jetzt gebe es mehr als 500 Kilometer ausgeschilderte Radwege zwischen Creglingen an der Tauber und Freudenberg am Main sowie zwischen Ahorn und Wittighausen. Laut des landesweiten Informationssystems RadVIS sind es sogar 700 Kilometer. Das Engagement solcher Akteure wie Reinhart zahlt sich aus: „Allein in den vergangenen zehn Jahren wurden über drei Millionen Euro Landesfördermittel für den Radwegeausbau bereit gestellt, was mir ein wichtiges Anliegen war“, bilanziert er.
Damit dürfte der Main-Tauber-Kreis Spitzenreiter sein: „Uns ist keine andere Raumschaft in Baden-Württemberg bekannt, die mehr in den Radwegebau investiert“, sagt Aylin Wahl, persönliche Referentin des Landrats Christoph Schauder. Umso erfreulicher klingt deshalb, was das Landes-Verkehrsministerium jüngst bekanntgab: Bis 2029 stellt Baden-Württemberg mehr als 400 Millionen Euro für die Förderung der Rad- und Fußwege-Infrastruktur zur Verfügung – laut Reinhart wurde das Geld bereits im Dezember 2024 im Landeshaushalt veranschlagt, unabhängig vom Infrastruktur-Sondervermögen, das die alte Bundesregierung im Frühjahr verabschiedet hatte. Eine Chance für den Main-Tauber-Kreis: Die Kosten für sechs Baumaßnahmen können auf Antrag zu mehr als drei Vierteln vom Land übernommen werden.
Das Geld abzurufen, auch wenn das für die Städte und Gemeinden bedeute, einen Teil der Baukosten selbst stemmen zu müssen, ist Reinharts dringender Appell: „Ich plädiere weiterhin dafür, dass wir vor Ort bei einer Förderquote von 80 Prozent vom Land auch in Zukunft alle Möglichkeiten der Erweiterung des Radwegenetztes ins Auge fassen“, sagt er. Es sei eine wichtige Zukunftsinvestition in die Heimat und setze ein Zeichen für klimafreundliche Mobilität, zumal auch die Zahl an E-Bikes und Ladestationen zugenommen habe. „Unsere Region erfreut sich bei Tages- und Urlaubsgästen immer größerer Beliebtheit, der Bedarf an guten Radwegen wird aus meiner Sicht weiter zunehmen.“
Diese Prognose teilt auch der Tourismusverband „Liebliches Taubertal“. Dort ist man stolz auf die Attraktivität der Region – und darauf, dass ein Star unter Deutschlands schönen Strecken auf insgesamt 100 Kilometern die Städte und Gemeinden des Taubertals verbindet. Der Radweg „Liebliches Taubertal – der Klassiker“ trägt als eine von deutschlandweit nur zwei Routen das ADFC-Siegel „5-Sterne-Radweg“ – seit 2009 ununterbrochen. „Die Auszeichnung ist ein starkes Signal als Alleinstellungsmerkmal der Region für den Fahrradtourismus“, sagt Referentin Aylin Wahl. „Der Klassiker“ bringe einen überregionalen Werbeeffekt und eine hohe touristische Nachfrage nach Radreisen ins Taubertal, „die Auszeichnung hat dementsprechend Auswirkungen auf den Wirtschaftsfaktor Tourismus.“ Der ist für den Landkreis die geölte Kette, die die Wirtschaft antreibt: „Egal, ob Gastgewerbe, Einzelhandel, Dienstleister oder Zulieferer, regionale Produzenten oder Handwerksbetriebe: Kaum ein Wirtschaftsbereich profitiert nicht vom Tourismus. Er ist nicht nur Umsatzbringer, sondern wirkt als Jobmotor, der Arbeitsplätze schafft und sichert“, fasst es Wahl zusammen. Mit Erfolg: Im gesamten Main-Tauber-Kreis plus Rothenburg ob der Tauber übernachteten 2024 mehr als 1,5 Millionen Gäste in Häusern mit mehr als zehn Betten, teilt das Landratsamt mit. Damit sei der Tourismus der zweitgrößte Wirtschaftsfaktor im Kreis. Knapp 360 Millionen Euro Umsatz brachten Übernachtungen in gewerblichen und privaten Quartieren sowie Camping- und Tagestourismus im Jahr 2023.
Aber nicht nur für Urlaubsgäste, sondern auch für Einheimische sind gute Radwege attraktiv. Gerade die Routen entlang der Taubertalachse seien für Berufspendler und E-Biker ein wichtiges infrastrukturelles Grundangebot, sagt Reinhart: „Wir wollen den Verkehr für alle sicherer machen.“
Ein Beispiel dafür, wie Land, Kreis und Kommunen gemeinsam erfolgreich auf dieses Ziel zusteuern, lieferte zuletzt die Stadt Weikersheim. Landrat Schauder und der Weikersheimer Bürgermeister Nick Schuppert unterzeichneten vor kurzem eine Ergänzungsvereinbarung für eine 600 Meter lange Radwegumfahrung mit Brücke, die im Stadtteil Elpersheim den ausgezeichneten „Klassiker“ entlang der Landesstraße L 2251 ergänzen soll, teilte das Landratsamt mit. Der Kreis baue die Umfahrung im Auftrag des Landes, weil seit drei Jahren Lkw uneingeschränkt durch Elpersheim rollen dürften – was für radfahrende Familien, Kinder und Pendler gefährlich werden konnte.
Dass sich Vorhaben nicht immer schnell umsetzen lassen, musste Rad-Wegbereiter Reinhart allerdings auch erfahren. Seit 17 Jahren kämpft er gemeinsam mit weiteren Akteuren wie dem Verein ADFC für einen länderübergreifenden Express-Radweg zwischen Großrinderfeld/Gerchsheim und Würzburg/Kist. „Auf baden-württembergischer Seite sind die Hausaufgaben gemacht“, sagt er. Theoretisch könne es noch in diesem Jahr mit dem Ausbau losgehen.
Doch auf bayrischer Seite muss das Thema offenbar mit angezogener Handbremse behandelt werden: Der Irtenberger Wald, durch den die Strecke führen soll, steht nach der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie unter besonderem Schutz. Dazu habe er sich bereits an Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder und Verkehrsminister Christian Bernreiter gewandt, sagt Reinhart, „denn mit dem Tempo der Planungen bin ich hier absolut nicht zufrieden.“ Bis dahin hilft vermutlich nur, sich bei einer Radtour durch den Main-Tauber-Kreis auf andere Gedanken zu bringen.
Redaktion