Drei Fragen an Professor Florian Kunze zum Thema Homeoffice

Homeoffice hat sich seit der Corona-Pandemie etabliert und bewährt. Foto: Adobe Stock/undrey

Während der Corona-Pandemie wechselten Beschäftigte dort, wo es möglich war, scharenweise aus den Büros ins Homeoffice. Mobiles Arbeiten hat sich seitdem bewährt. Wir haben Prof. Florian Kunze, der eine Langzeitstudie zu Homeoffice leitet, zu den Trends und Auswirkungen auf die Arbeitswelt befragt.

Montag und Freitag im Homeoffice, Dienstag bis Donnerstag im Büro: Das wünschen sich viele Arbeitnehmer. Ist das sinnvoll mit Blick auf Produktivität? Oder ist es eher Ausdruck von Bequemlichkeit?

Prof. Florian Kunze: Das ist keinesfalls ein Ausdruck von Bequemlichkeit. In unser Konstanzer Homeoffice Studie, die wir seit 2020 regelmäßig durchführen, sehen wir vielmehr ein hohes Maß an Engagement und Produktivität, wenn die Beschäftigten flexibel entscheiden können, wann und wo sie arbeiten. Wenn es starke Beschränkungen seitens des Arbeitgebers gibt – im extremen Fall durch eine vollständige Rückkehr zur Präsenzpflicht – geht dieses Engagement stark zurück. Natürlich sollte die Ausgestaltung des mobilen Arbeitens auch kein reines Wunschkonzert der Arbeitnehmer sein. Betriebliche und wirtschaftliche Abläufe müssen natürlich sichergestellt werden. Am besten gelingt dies, wenn innerhalb von Teams und Abteilungen gemeinsam Entscheidungen zur Ausgestaltung des mobilen Arbeitens getroffen und getragen werden.

Sie führen am Future of Work Lab der Uni Konstanz seit 2020 eine Langzeitstudie zu Homeoffice durch. Was sind die wichtigsten Schlüsse, die Sie bisher ziehen konnten?

Kunze: Über die drei Jahre hinweg sehen wir eine konstant hohe Präferenz zum mobilen Arbeiten der Beschäftigten. Damit ist die mobile Arbeitswelt dabei, sich in Deutschland zu etablieren und zu einer deutlich stärkeren Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsortmodellen beizutragen. Gleichzeitig sehen wir, dass fast 75 Prozent der Beschäftigten sich kein rein mobiles Arbeiten, sondern eine hybride Mischung aus Präsenz- und Heimarbeit wünschen. Diese hybride Arbeitsform jetzt mitarbeiterfreundlich auszugestalten und gleichzeitig Produktivität und betriebliche Abläufe sicherzustellen, ist aktuell die größte Herausforderung für Führungskräfte und Unternehmen.

Was müssen Arbeitgeber bieten, um in Zeiten des Fachkräftemangels weiterhin attraktiv für Mitarbeitende zu sein?

Kunze: In unserer aktuellen Befragungswelle vom März 2023 sehen wir, dass fast 70 Prozent der Befragten mobiles Arbeiten als wichtig oder sogar sehr wichtig für ihren nächsten Job sehen. Insofern ist es für Tätigkeiten, die ein mobiles Arbeiten erlauben, fast schon ein Muss für Arbeitgeber, dies anzubieten, um gute Fachkräfte zu gewinnen. Aber auch in Berufen mit Präsenzpflicht, wie zum Beispiel in der Gastronomie, in der Pflege oder bei Produktionstätigkeiten, sehen wir schon Tendenzen zur Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen, beispielsweise durch Einführung einer Vier-Tage-Woche, die in immer mehr Branchen diskutiert wird.

Interview: Dirk Täuber


Zur Person

Prof. Dr. Florian Kunze ist Inhaber des Lehrstuhls für Organizational Behavior an der Universität Konstanz und leitet das Future of Work Lab.