Aus „Hidden“ wird Champion: Dieses Ziel verfolgt die Fachkräfte-Initiative HohenlohePlus für die Region

Seit knapp 200 Tagen hat die Fachkräfte-Initiative HohenlohePlus einen neuen Geschäftsführer: Dr. Ralf Eisenbeiß. Er will die „geheimste Metropolregion ever“ zum Fachkräftemagneten machen.

HohenlohePlus
HohenlohePlus-Geschäftsführer Dr. Ralf Eisenbeiß arbeitet daran, dass die Region so bekannt wird wie Stuttgart oder Schwaben. Foto: HohenlohePlus

Herr Dr. Eisenbeiß, wie sind sie, die typischen Hohenloher – beziehungsweise die Hohenloher Traditionsunternehmen?

Dr. Ralf Eisenbeiß: Die Hohenloher würden vermutlich sagen: Hier haben wir alles, was es braucht, um gut zu leben. Und wir können alles – zur Not auch Hochdeutsch. Aber das muss ja niemand wissen. Sie spielen sich einfach nicht in den Vordergrund, sind bodenständig und bescheiden.

Sind diese Eigenschaften für Ihre Arbeit bei HohenlohePlus eher förderlich oder eine Bremse?

Eisenbeiß: Sie sind sogar ein Stück weit die Existenzberechtigung für HohenlohePlus. Ich vermute, dass einige Personen, die 2018 HohenlohePlus aus der Taufe gehoben haben, von außen auf die Region geblickt haben und sagten: Wir haben hier so gute Assets und außergewöhnliche Bedingungen – daraus müssen wir mehr machen und dafür sorgen, dass wir bekannter werden.

Womit sollte Hohenlohe denn aus Ihrer Sicht bekannter werden, was sind die Pluspunkte?

Eisenbeiß: Wir haben einen tollen Branchenmix. Wir sind nicht die Region Wolfsburg, die am Tropf der Automobilindustrie hängt. Wir haben viele Sondermaschinenbauer, aber darüber hinaus eben viele andere Branchen auch. Wir haben eine hohe Sicherheit, eine große Familienfreundlichkeit, viele kleine, aber sehr aktive Kulturinstitutionen – und dadurch einen sehr hohen Freizeitwert. Hohenlohe bietet ein schönes Gesamtpaket. Und was uns natürlich als „geheimste Metropolregion ever“ auch ausmacht: Wer die Großstadt braucht, muss nicht sehr weit fahren. Heilbronn, Nürnberg, Stuttgart, Würzburg und Frankfurt, sogar München sind maximal 2,5 Stunden entfernt. Trotzdem genießt man die Vorteile des ländlichen Raumes bei exzellenter Nahversorgung und Lebenshaltungskosten, die im Vergleich zu Großstädten noch etwas günstiger sind.

Das Pfund, mit dem Hohenlohe wuchern kann, ist also eher ein Kilogramm, wurde aber zu lange als 250-Gramm-Packung verkauft?

Eisenbeiß: (lacht) Genau. Oder noch schlimmer: Es bleibt unterm Ladentisch, wo es keiner sieht.

Ist HohenlohePlus also salopp gesagt eine PR-Agentur für die Region?

Eisenbeiß: In gewissen Sinne vielleicht schon: Nehmen wir das Projekt InnovationsKraft Hohenlohe. Die Idee kam von Hauke Hannig, dem Kommunikations-Chef von ebm-papst, und funktioniert so: Wenn ein Mitgliedsunternehmen spannende Meldungen hat, werden die nicht von dem Unternehmen selbst, sondern von HohenlohePlus versandt. Es gibt bei unseren Mitgliedern nämlich einige innovative Ideen – nur kämen sie nie auf die Idee, dazu eine Pressemitteilung zu schreiben, weil sie niemanden für diese Aufgabe haben.

Sie übernehmen also ein Stück Pressearbeit für die Unternehmen. Aber das Hauptziel bleibt wohl, Fachkräfte in die Region zu holen.

Eisenbeiß: Wir sind kein Dienstleister für einzelne Mitglieder, was zum Beispiel Contenterstellung angeht. Wir wollen die Region bekannt machen, und so Fachkräfte in die Region holen. Die Arbeitgeber selbst schalten natürlich Stellenanzeigen in Jobportalen oder stellen sich in den Printmedien dar. Das können wir nicht ersetzen. Und da wollen wir auch Medien wie dem PROMAGAZIN nicht ins Handwerk pfuschen. Was mich interessiert, sind die Menschen, die keine Stellenanzeigen lesen und nicht aktiv suchen. Ich will latent Wechselwillige deutschlandweit auf die Region aufmerksam machen – gezielt über Freizeitthemen.

Wie funktioniert das?

Eisenbeiß: Die Botschaft ist dann ganz simpel: Dein Steckenpferd ist zum Beispiel Graffiti oder Basketball? Das kannst du in Hohenlohe ausleben – und einen tollen Job haben wir selbstverständlich auch für dich. Denn wir haben die passenden Arbeitgeber in der Region. Diesen Weg kann kein einzelnes Unternehmen gehen, nicht mal ein großes. Dann müsste es ja alle möglichen Interessen und Themen abdecken. HohenlohePlus kann das als Zusammenschluss vieler Mitgliedsunternehmen aber sehr wohl: Egal, was der Graffitikünstler oder Amateurbasketballer beruflich macht, wir haben die Jobs.

Sie sind nun seit knapp 200 Tagen Geschäftsführer. Woran arbeiten Sie?

Eisenbeiß: Was wir aktuell nicht haben, ist ein Link, der Interessierte direkt auf Stellenangebote lenkt. Deswegen hab ich das als vorrangiges Thema gesetzt: Wir brauchen eine Landing Page mit einer Stellensuche, auf der Interessierte innerhalb weniger Klicks ohne Zeitverlust Ergebnisse erhalten.

Wie war Ihr Eindruck, als Sie im April die Geschäftsführung übernahmen?

Eisenbeiss: Was ich vorgefunden habe, ist ein Verein, der gute Strukturen, eine etablierte Geschäftsstelle und 75 Mitglieder hat, die mit Herzblut für HohenlohePlus unterwegs sind. Auch wenn ich erst seit April dabei bin, ist mein Eindruck, dass da in den vergangenen zwei bis drei Jahren schon vieles gewachsen ist.

Das Gemeinsame zu betonen wird vermutlich in Zukunft noch wichtiger.

Eisenbeiß: Die Herausforderungen sind hier tatsächlich genau die, die überall in Deutschland vorhanden sind: Mobilität, Ressourcensicherung, KI und ihre Folgen. Da hängen wir gemeinsam mittendrin. Was es braucht, ist ein regionaler Leistungskosmos: die Vernetzung der Unternehmen, damit man voneinander profitiert, miteinander redet und entwickelt – nicht nebeneinander her.

Miteinander statt gegeneinander: Zeichnet das den typischen Hohenloher aus?

Eisenbeiss: Ja. Und das funktioniert bei uns nicht nur in einzelnen Clustern, sondern branchenübergreifend. Dieses Netzwerken über viele Akteure hinweg, um Neues zu entwickeln und Dinge zu bewegen, sehe ich als große Zukunftschance für die Region.

Was wäre denn Ihr Traum von einem Hohenlohe der Zukunft?

Eisenbeiß: Mein Traum wäre, wenn Hohenlohe in Sachen Bekanntheit oben mitspielt. Man kennt Schwaben und Franken – wenn wir den gleichen Bekanntheitsgrad wie diese Regionen erreichen, wäre viel gewonnen – nicht nur beim Thema Fachkräfte, sondern auch bei Tourismus und Wirtschaftskraft.

Interview von Natalie Kotowski


Zur Person

Ralf Eisenbeiß ist promovierter Forstwirt. 17 Jahre lang war er als Leiter Marketing & Kommunikation beim Personaldienstleister Franz & Wach tätig. Zuvor begleitete Eisenbeiß mehr als fünf Jahre lang als Regionalmanager ein Entwicklungsprojekt an der Lübecker Bucht.


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