Photovoltaik in Baden-Württemberg boomt: Im vergangenen Jahr wurden im Südwesten knapp 157.000 neue Photovoltaik-Anlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 2120 Megawatt errichtet – ein neuer Rekord. Allerdings zeigen sich regional große Unterschiede beim Photovoltaik-Ausbau. Spitzenreiter beim Zubau ist der Main-Tauber-Kreis.

126 Megawatt an neuer Leistung sind 2024 über Photovoltaik im Main-Tauber-Kreis installiert worden – im Landesvergleich bedeutet das Platz eins, gefolgt vom Landkreis Biberach mit 100 Megawatt und dem Landkreis Karlsruhe mit 91 Megawatt. Schlusslicht ist der Stadtkreis Baden-Baden mit nur sechs Megawatt neu installierter Leistung. Das entspricht gerade fünf Prozent des Zubaus beim Erstplatzierten. Diese Zahlen machen die ungleiche Verteilung beim Photovoltaik-Ausbau in den 44 Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs sehr deutlich.
Die Rangliste über den Zubau von Photovoltaik-Anlagen erstellen die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) und das Solar Cluster Baden-Württemberg im Rahmen des Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg. Sie basiert auf Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur und Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Die vorläufigen Zahlen sind im Datendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) zu sehen.
Große Unterschiede bei Photovoltaik-Ausbau in Stadt- und Landkreisen
Traditionell belegen die Landkreise im Ranking die ersten Plätze, während sich die Stadtkreise fast ausnahmslos auf den hintersten Rängen befinden. Der Hauptgrund dafür liegt in der auf dem Land vorhandenen, größeren Fläche für Solarparks. Auch die Flächen von Dächern auf Einfamilienhäusern und Bauernhöfen auf dem Land sind um ein Vielfaches größer im Vergleich zu Mehrfamilienhäusern und Bürogebäuden in der Stadt. Zudem sei die Entscheidung für den Bau einer Solaranlage bei Mehrfamilienhäusern oft schwieriger, da sich mehrere Parteien über die Errichtung einigen müssten.

Erstmals Zahlen zu Balkonkraftwerken
Erstmals präsentiert das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Photovoltaik-Netzwerk auch separate Zahlen zu sogenannten Balkonkraftwerken im Land. Demnach haben Privatleute im Südwesten im vergangenen Jahr 59.716 Miniphotovoltaik-Anlagen an ihrem Balkon oder auf ihrer Terrasse installiert. Die neu installierte Leistung liegt damit bei 57 Megawatt. Das entspricht 2,7 Prozent des gesamten Zubaus.
Insgesamt sind damit in Baden-Württemberg nun 102.111 Steckersolaranlagen mit einer Gesamtleistung von 89 Megawatt im Marktstammdatenregister angemeldet. Tatsächlich dürfte die Zahl der Anlagen aber noch höher sein. Fachleute gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, da nicht alle Eigentümer die Anlage auch tatsächlich anmelden.
Main-Tauber-Kreis Spitzenreiter bei Solarparks
Beim Blick auf die Verteilung des Photovoltaik-Ausbaus auf Gebäude- und Freiflächen-Anlagen zeigt sich: Spitzenreiter bei den Photovoltaik-Gebäudeanlagen sind der Rhein-Neckar-Kreis, der Ortenaukreis und der Landkreis Karlsruhe mit insgesamt 221 Megawatt neu installierter Leistung. Auf Platz vier schafft es der Landkreis Heilbronn.
Klarer Spitzenreiter bei neuen Freiflächen und Solarparks ist der Main-Tauber-Kreis mit 96 Megawatt neu installierter Leistung. Auf dem zweiten und dritten Platz folgen der Neckar-Odenwald-Kreis undd er Landkreis Biberach.
Die gesamte installierte Leistung aller Photovoltaik-Anlagen im Südwesten liegt damit aktuell bei 12.418 Megawatt.
Noch viel Potenzial beim Photovoltaik-Ausbau auf Dächern und Freiflächen
Zwar steigt der Zubau der Photovoltaik-Anlagen in Baden-Württemberg kontinuierlich an. Ein Blick auf die Daten des Photovoltaik-Dashboard der LUBW zeigt aber auch, dass im Vergleich zur bisher genutzten Fläche und den geeigneten Flächen auf den Dächern noch viel Potenzial vorhanden ist. Demnach wird je nach Landkreis erst rund fünf bis dreißig Prozent des vorhandenen Potenzials ausgeschöpft.
Fazit: Es gibt also nach wie vor viel zu tun: „Trotz aller Erfolge: Der Photovoltaik-Ausbau muss deutlich beschleunigt werden, um den wachsenden Strombedarf kostengünstig, sicher und klimafreundlich decken zu können“, sagt Professor Dr. Martina Hofmann, Geschäftsführerin der KEA-BW.
Weiterführende Links
Alle Ergebnisse sind auf der Website des Photovoltaik-Netzwerks Baden-Württemberg zu finden.
Detaillierte Informationen zu den einzelnen Landkreisen gibt es bei den regionalen Photovoltaik-Netzwerken.
Die monatlich aktualisierten Photovoltaik-Ausbau-Daten der Landkreise sind vollständig im Photovoltaik-Dashboard der LUBW abgebildet.
red.