Solarstrom vom Firmendach

Warum sich Photovoltaik auf dem Firmendach lohnt und welche Planungsschritte Unternehmen beachten müssen, darüber informieren das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg und die Genossenschaft EnerGeno Heilbronn-Franken.

Photovoltaik
Kluge Nutzung: Auf ansonsten ungenutzten Dachflächen lassen sich Photovoltaikanlagen installieren. Unternehmen bietet das die Möglichkeit, günstig an Energie zu kommen. Foto: Adobe Stock/Wanwajee

Aus der Vogelperspektive glitzert Heilbronn-Franken zwar überdurchschnittlich stark. Etwa jedes fünfte Gebäude trägt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Ein Drohnenflug über die Region würde aber auch knapp 80 Prozent ungenutzte Dachflächen ans Licht bringen, auf denen Solarmodule installiert werden könnten – Dächer von Büro- und Gewerbeimmobilien bieten riesiges Potenzial. „Angesichts der gestiegenen Strompreise drängen sich Solarstromanlagen auf dem Unternehmensdach geradezu auf. Die Nachfrage ist in den letzten Monaten entsprechend stark angestiegen“, sagt Franz Pöter, Geschäftsführer des Vereins Solar Cluster Baden-Württemberg.

Erstens seien PV-Anlagen wirtschaftlich attraktiv, rechnen die Experten vor. Für eine gewerbliche Aufdachanlage mit 300 bis 900 Kilowatt installierter Leistung kostet der Solarstrom etwa 7 bis 9 Cent pro Kilowattstunde bei einem Betrieb über 20 Jahre – ohne Wartung, Reparaturen oder Finanzierungskosten. Da Firmen oft einen konstant hohen Strombedarf haben und die Module von 8 bis 18 Uhr Strom liefern, könnten sie laut Solar Cluster bis zu 70 Prozent des Solarstroms selbst verbrauchen und müssten weniger Netzstrom für im Schnitt 25 Cent pro Kilowattstunde einkaufen. Pro selbst genutzter Kilowattstunde ergäbe das rund 17 Cent Gewinn.

Photovoltaik für den Weg zur Klimaneutralität

Zweitens sei Photovoltaik zentraler Baustein für die erforderliche Klimaneutralität der Firmen. Anlagen auf Industriedächern mit 900 Kilowatt installierter Leistung sparen demnach jährlich 560 Tonnen Kohlendioxid ein.

Welche Schritte Unternehmen gehen müssen, um von Photovoltaik zu profitieren, erläutert Irina Kroo. Sie ist Projektleiterin beim Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg und Ansprechpartnerin für Heilbronn- Franken. „Zunächst sollten Unternehmen, die eine Solaranlage auf dem Dach, über dem Parkplatz oder im Freiland installieren möchten, die Eignung der Fläche prüfen“, sagt sie. Das umfasse auch Neigungswinkel und Verschattung. Basierend auf diesen Daten sollte die passende Größe der Anlage festgelegt werden. Im zweiten Schritt wird das passende Geschäftsmodell gewählt – soll der erzeugte Strom selbst verbraucht oder eingespeist werden?

Das Firmendach vermieten

Denkbar ist auch, das eigene Firmendach zu vermieten – etwa an die EnerGeno Heilbronn-Franken, dem größten genossenschaftlichen Umsetzer von Solarenergie in der Region mit 2200 Mitgliedern. „Wir schließen den Kreis einer echten Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft“, sagt EnerGeno- Vorstand Lukas Bühler. „Wir planen, finanzieren, bauen und betreiben unsere Anlagen selbst. Für ein Unternehmen bedeutet das, dass nur die Dachfläche an uns vermietet werden muss, und wir uns um alles weitere kümmern.“ Ein Stromliefervertrag sichere die Versorgung. So könne das Unternehmen den günstigen Strom vom eigenen Dach nutzen, ohne selbst finanzielle oder personelle Ressourcen einzusetzen, erläutert Bühler.

Wer in Eigenregie planen will, sollte nach der Wahl des Geschäftsmodells notwendige Genehmigungen einholen, rechtliche Fragen klären, und sich schließlich über Finanzierungsoptionen und mögliche Förderungen informieren, rät Projektleiterin Kroo. Im letzten Schritt werde die Anlage von einem Fachbetrieb installiert und in Betrieb genommen.

Sich bei Planung und Umsetzung zusammenzutun und auszutauschen – sei es im Bürgerenergie-Verbund Ener- Geno oder im Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg – lohne sich, um Know-how, Best Practises und Fortbildungen zu nutzen. Aktuelle Informationen gibt es auf den Homepages etwa des Photovoltaik-Netzwerks oder der EnerGeno. Seit Kurzem ist ein neuer Leitfaden für Unternehmen auf der Website des PV-Netzwerks Baden-Württemberg online. „Er behandelt auch die neuen Regelungen des Solarpaket 1“, sagt Kroo.

Zu den Personen

Irina Kroo ist Projektleiterin des PV-Netzwerks Heilbronn-Franken und mitverantwortliche Koordinatorin sowie Ansprechpartnerin für Solar-Cluster Baden-Württemberg e.V.
Lukas Bühler ist Vorstand der EnerGeno Heilbronn-Franken.

Natalie Kotowski

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