Spannende Zukunft für das Handwerk in Heilbronn-Franken

Der Fachkräftemangel im Handwerk könnte bald deutlich zurückgehen. Dank der milliardenschweren Investitionspläne der Bundesregierung in Infrastruktur dürfte dem Sektor mitsamt seinen Auszubildenden eine spannende Zukunft bevorstehen. Welche Erfolgsgeschichten das Handwerk in Heilbronn-Franken jetzt schon zu bieten hat, erzählt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ralf Schnörr.

Die Bundesregierung bringt ein Finanzpaket auf den Weg, das sich vor allem auch für das Handwerk in Heilbronn-Franken lohnen könnte. Foto: AdobeStock/chokniti

Mitte März einigten sich Union, SPD und Grüne auf ein Finanzpaket für Schulen, Klimaschutz und Infrastruktur. 500 Milliarden Euro sollen dabei allein in neue Brücken, Straßen und Gebäude investiert werden. Diese Entscheidung könnte wiederum gleichzeitig mehr Arbeit für die handwerklichen Berufe bedeuten. Beginnt für sie nun ein goldenes Zeitalter?

Aktuell fehlen im deutschen Handwerk rund 250.000 Fachkräfte, in der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken wiederum wären etwa 3.000 Stellen zu besetzen, sagt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, Ralf Schnörr. Das millardenschwere Sondervermögenspaket der Bundesregierung begrüßt er: „Die Infrastruktur in Deutschland wurde lange vernachlässigt. Es herrscht Investitionsstau – egal, ob bei Schulen, Brücken, Straßen, Stromtrassen oder auch Bahnstrecken.“ Gehe die Regierung richtig mit dieser Chance um und gebe sinnvolle Projekte in Auftrag, könne das dem Handwerk in den nächsten Jahren durchaus gute Umsätze und volle Terminkalender bescheren. „Das kommt dann natürlich unseren Fachkräften und Auszubildenden zugute“, ist sich Schnörr sicher.

Aber kann das auch gegen die allgegenwärtige Herausforderung Fachkräftemangel helfen? Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer meint: Definitiv. Sofern der Anstieg der Investitionen intelligent organisiert sei und sobald Planungssicherheit herrsche, könne ein Kapazitätsaufbau in Angriff genommen werden. „Dafür muss die Regierung die berufliche Bildung stärken und gezielte Maßnahmen zur Fachkräftesicherung vorantreiben. Zudem sollte man die Finanzierung der Infrastruktur langfristig sichern, damit die Wirkung des Sondervermögens nicht verpufft.“

Handwerk in Heilbronn-Franken hat eine Vorreiterrolle

Die Region Heilbronn-Franken, das sind auch um die 12.700 Handwerksbetriebe. Und ihre Arbeit sei aus dem alltäglichen Leben gar nicht wegzudenken, stellt Schnörr klar. Die Handwerker der Region schrieben Erfolgsgeschichten – und das jeden Tag. „Ob Bäcker, Mechaniker oder Friseur – mit den kleinen Dingen des Lebens machen sie uns glücklich.“ Gleichzeitig hätten die handwerklichen Berufe eine Vorreiterrolle, brächten den Klimaschutz sowie den Wohnungsbau voran, setzten die Energiewende um und hielten die Infrastruktur in Schuss. Das wichtigste Argument dafür, einen Beruf im Handwerk zu ergreifen, sei jedoch: „Selbst in Krisenzeiten ist es ein verlässlicher und zukunftssicherer Arbeitgeber“, sagt Schnörr.

Um diesen vielfältigen Arbeitssektor zu würdigen, vergeben die Kammern jedes Jahr Preise an Menschen, die mit außergewöhnlichen Leistungen überzeugen. Beispielsweise küren die Handwerkskammern Baden-Württemberg jeden Monat eine „Persönlichkeit im Handwerk“. Gründer, Innovatoren, Nachwuchskräfte und herausragende Frauen werden mit diesem Siegel geehrt. 2024 bekam Brigitte Szabo, kaufmännische Leiterin aus Wertheim, die Auszeichnung verliehen. Die Handwerkskammer Heilbronn-Franken zeichnet wiederum jährlich die „Top-Ausbildungsbetriebe“ aus. Im letzten Jahr konnte sich beispielsweise Markus Mack, Fachmann für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, mit seiner Michelbacher Firma über das Qualitätssiegel freuen.

Erfolgsstorys aus dem Handwerk in Heilbronn-Franken

Doch wie beeinflussen diese Erfolgsstorys den Berufsstand? „Ehrungen wie im Falle der beiden genannten Personen sind eine schöne Bestätigung für ihre individuellen Leistungen und ihren Einsatz“, bekräftigt Schnörr. Sie zeigten, mit welchem Engagement und welcher Leidenschaft Handwerkerinnen und Handwerker ihrer Berufung nachgingen. Gleichzeitig seien solche Auszeichnungen auch ein Ansporn für andere Kolleginnen und Kollegen, denn sie bewiesen, welche Erfolge der Einsatz im Handwerk mit sich bringen könne.

Handwerk in Heilbronn-Franken
Ralf Schnörr, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, begrüßt das Investitionspaket. Foto: Fotoatelier M_Terzo Algeri

Mit der Nachricht der Einigung bezüglich des Finanzpaketes der Regierung komme nun ein wenig Arbeit auf die 53 Handwerkskammern in Deutschland zu. So auch auf die aus Heilbronn-Franken. Zum einen würden sich die Handwerkskammern gemeinsam mit ihren Dachverbänden Handwerk Baden-Württemberg und dem Zentralverbands des Deutschen Handwerks als Interessenvertretung in der Politik für die richtige Umsetzung des Investitionspakets einsetzen. Gleichzeitig könnte ein höheres Auftragsvolumen auch zu einem erhöhten Beratungsbedarf der Betriebe und einer größeren Nachfrage an Weiterbildungen führen. Darauf müssten sich die Handwerkskammern vorbereiten. Gleichzeitig gewännen die Integration ausländischer Fachkräfte und die Anerkennung der im Ausland erworbenen Abschlüsse  immer weiter an Bedeutung – ebenfalls Aufgabe der Handwerkskammern.

Die Jugend vom Handwerk überzeugen

Aber auch die Jugend will man nach Schnörrs Worten vom Berufsstand überzeugen: „Wir sind gefordert, noch mehr für die attraktiven Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk zu werben. Dafür haben wir eine neue Ausbildungsoffensive gestartet,“ erläutert er. Für den Erfolg der Kampagne schuf man eine neue Vollzeitstelle zur Nachwuchsgewinnung und Ausbildungsplatzvermittlung. Unter anderem wolle man die Eltern über die Vorzüge des Berufsstands informieren – die wüssten oft nicht ausreichend über die handwerklichen Berufe Bescheid. Dazu müsse man sie schon früh in Schulen und Kitas zum Thema abholen.

Fabienne Acker

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