Boris Rommel kredenzt im Restaurant „Le Cerf“ vom Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe Haute Cuisine. Sein neues Buch „Zeit zu kochen. Am Tisch mit Familie und Freunden“ ist kürzlich im Verlag der Heilbronner Stimme erschienen. Die Lebensphilosophie dahinter erklärt Sternekoch Boris Rommel im Interview: Ob einfach oder raffiniert – beim Kochen drücken wir Wertschätzung aus.
Herr Rommel, wer sich sein Lebensmotto „Cooking is life – nothing else matters“ auf den gesamten Arm tätowieren lässt und seine Gerichte auf dem Teller arrangiert wie Gemälde, muss wohl ein Künstler und Ästhet sein. Trifft das auf Sie zu?
Boris Rommel: Als Künstler und Ästheten würde ich mich jetzt nicht vorstellen, da bin ich doch lieber ganz bescheiden ein Koch. Aber ja, es ist schon vergleichbar. Schließlich ist ein Künstler eine Person, die auf einem Gebiet besondere Fähigkeiten hat oder besonders gut ist. Und ich denke, dass ich schon ganz gut kochen und das Ganze auch noch hübsch auf den Teller bringen kann. Das ist jedoch auch mit sehr viel Arbeit verbunden
2018 erschien ihr erstes Buch „Kochen ist Leben: Zwischen Kunst und Handwerk“. Schon im Titel haben Sie damals sowohl Ihr Lebensmotto als auch den künstlerischen Aspekt Ihrer Profession angedeutet. Handwerker aus Passion sind Sie außerdem. Gibt es Parallelen zwischen Kochen, Handwerken und zum Beispiel Malerei?
Rommel: Jedes Gericht ist eine Art Kunst – und dahinter steckt eine Menge Handwerk. Ob es Parallelen zwischen Kochen, Handwerken und der Malerei gibt? Auf jeden Fall. Irgendwann ist man fertig und trotzdem nie zu 100 Prozent zufrieden. Mit jedem Gericht, mit jedem Handwerk versucht man das vorherige zu übertreffen. Man macht sich Tage lang Gedanken und strebt immer Perfektion an.
Der Titel Ihres neuen Buches lautet „Zeit zu kochen. Am Tisch mit Familie und Freunden“. Darin steckt wieder eine Ihrer Lebensphilosophien, oder?
Rommel: Definitiv. Sie steckt nicht nur darin – das ist in meinem jetzigen Lebensabschnitt meine Lebensphilosophie.
Es geht im Titel auch um der Liebe und Wertschätzung – in diesem Fall die des Zweifach-Papas, Ehemanns und Kumpels. Wie viel hat Kochen mit Liebe zu tun?
Rommel: Etwas Selbstgekochtes zeigt die größte Wertschätzung. Jemand hat sich die Mühe gemacht und die Zeit genommen, um jemand anderem eine Freude zu machen. Das hat schon etwas mit Nächstenliebe zu tun, denke ich.
Müsste ihr Tattoo „nothing else matters“ jetzt nicht eigentlich noch um den Zusatz „but family and friends“, also „alles andere ist unwichtig – außer Familie und Freunden“ erweitert werden?
Rommel: Nein, das Tattoo wird nicht erweitert. Es steht für meine Leidenschaft als Koch und hat mich jahrelang begleitet und geprägt. Damals war das Tattoo für mich ein Statement, eine Einstellung. Das sich im Leben meine Prioritäten verschoben haben, muss ich nicht verewigen lassen. Das weiß ich auch so.
Priorität Familie und Freunde ist das Stichwort: Sie stellen in Ihrem Buch pro Kapitel ein so genanntes Sharing-Gericht vor, das nicht klassisch auf Tellern serviert wird, sondern bei dem alles „zum Zugreifen“ auf den Tisch kommt. Was hat Sie dazu inspiriert?
Rommel: Die Familiensonntage. Genau so sieht nämlich mein perfekter Sonntag aus. Familie, Freunde, gutes Essen und viel Zeit. Da müssen es keine vier Gänge zuhause sein, wo immer einer in der Küche steht anstatt mit am Tisch zu sitzen. Es gibt reichlich zu essen, jeder nimmt sich was er mag und man bleibt lange sitzen.
Und warum findet sich diese Sharing-Idee kaum auf deutschen Restaurant-Speisekarten?
Rommel: Noch ist es eher selten, aber man findet es immer öfter. Ich halte es für ein schönes, geselliges Konzept.
Wieviel Talent und Vorkenntnisse brauchen Ihre Leser, um Ihre Kochbuch-Kreationen erfolgreich nachzukochen?
Rommel: Mein Kochbuch ist bewusst so konzipiert, dass man kein Profikoch sein muss. Ich denke, es ist für jeden etwas dabei. Von ganz einfachen Gerichten bis zu etwas anspruchsvolleren. Und das Schöne dabei: Man kann viele Gerichte miteinander kombinieren oder einfach bestimmte Salate oder Beilagen rausziehen.
Wer bereitet bei Ihnen daheim das Weihnachtsessen zu – und was gibt es im Hause Rommel?
Rommel: Immer derjenige, der an der Reihe ist. Wir wechseln uns jährlich
innerhalb der Familie ab. Meistens gibt es dann ein traditionelles Weihnachtessen wie Weihnachtsgans oder Ente.
Info:
Sternekoch Boris Rommel ist seit 2016 Küchenchef im Gourmet-Restaurant Le Cerf im Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe. Sein neues Buch „Zeit zu kochen“ ist im Verlag der Heilbronner Stimme erschienen.
Interview: Natalie Kotowski