Bürokratie kostet Deutschland pro Jahr 146 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung

Eine aktuelle Studie des ifo Instituts im Auftrag der IHK für München und Oberbayern zeigt: Deutschland kostet seine Bürokratie jährlich146 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung.

Bürokratie kostet jährlich Milliarden Euro
Wie ein Schwarzes Loch: Die Bürokratie kostet jährlich Milliarden Euro. Foto: Adobe Stock/Nomad_Soul

„Das große Ausmaß der Kosten durch die Bürokratie verdeutlicht die Dringlichkeit des Reformbedarfs. Die Kosten von Nichtstun sind riesig, gemessen am Wachstumspotenzial, das im Bürokratieabbau schlummert“, sagt Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien. Zum Vergleich: Die Ausgaben des gesamten Bundeshaushalts für das laufende Jahr wurden im Februar 2024 auf 476,8 Milliarden Euro veranschlagt.

Internationaler Vergleich zum Bürokratieaufwand

Die Ergebnisse der internationalen Analyse zeigen, laut Pressemitteilung des ifo Instituts, dass durch einen umfassenden Bürokratieabbau ein Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung um 4,6 Prozent möglich wäre. In Deutschland nahm und nimmt die Bürokratie jedoch nicht ab, sondern weiter zu. Auf Basis der ökonometrischen Schätzung kommt die Studie zu folgendem Ergebnis: Hätte Deutschland im Jahr 2015 einen umfassenden Bürokratieabbau vorgenommen, wäre das BIP pro Kopf im Jahr 2022 um 2449 Euro höher ausgefallen. Dies hätte allein zwischen 2015 und 2022 einem jährlichen Zuwachs des realen BIPs pro Kopf von durchschnittlich 1766 Euro entsprochen.

Bürokratie kostet jährlich Milliarden Euro
Die aus dem Jahresbericht 2024 des Normenkontrollrats stammende Grafik verdeutlicht die Kosten einiger ausgewählter neuer Gesetze und Auflagen. Grafik: Normenkontrollrat, Jahresbericht 2024

Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung

Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung könnte aus Sicht der Studie ebenfalls ein wichtiger Hebel für die Verringerung des bürokratischen Aufwands sein. „Würde Deutschland bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung auf das Niveau von Dänemark aufschließen, wäre die Wirtschaftsleistung um 96 Milliarden Euro pro Jahr höher“, ergänzt Falck. So könnte laut Studie ein Digitalisierungsschub in der öffentlichen Verwaltung – bei gleichbleibendem Bürokratieaufwand – das reale BIP pro Kopf um 2,7 Prozent steigern. Der positive Effekt der Digitalisierung ist besonders ausgeprägt in Ländern mit hohem bürokratischen Aufwand.

„Bürokratie wird seit zwei Jahren in allen IHK-Umfragen als das größte Problem der Wirtschaft genannt. Je kleiner die Unternehmen sind, desto gravierender ist die Belastung. Die ifo-Studie beziffert erstmals, wie stark Bürokratie und fehlende Digitalisierung unsere Unternehmen tatsächlich ausbremsen“, sagt Manfred Gößl. Er ist Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern. „Der Schaden im dreistelligen Milliardenbereich ist gigantisch.“ Aus seiner Sicht dürfe es jetzt keinen Verzug mehr geben.

Sofort mit Bürokratieabbau beginnen

Gößl fordert außerdem ein sofortiges Bürokratiemoratorium: „Alle Nachweis- und Dokumentationspflichten, Berichtspflichten und Statistikmeldungen, alle ständigen Gesetzesänderungen, Datenschutzvorgaben und langwierigen Verwaltungsverfahren gehören auf den Prüfstand. Sie müssen deutlich verschlankt und teilweise komplett abgeschafft werden – und das in Berlin und Brüssel.“ Die Verwaltungsdigitalisierung müsse auf die Sprünge kommen. Demnach bräuchten alle Unternehmen einen zentralen Online-Zugang zu allen wirtschaftsrelevanten Leistungen und bundesweit einheitliche, nutzerfreundliche Lösungen.“

Interessant in diesem Zusammenhang: Die Forschenden haben in der ifo-Studie sowohl die direkten als auch die indirekten Kosten berechnet, die durch Bürokratie in Deutschland entstehen. Aufgrund dieser Methodik fallen die Gesamtkosten der Bürokratie mehr als doppelt so hoch aus als bei anderen Schätzungen. Etwa der des Normenkontrollrats. Dieser kommt, mit Blick ausschließlich auf die direkten Bürokratiekosten, auf eine Summe von „nur“ 65 Milliarden Euro pro Jahr.

Die ifo-Studie „Entgangene Wirtschaftsleistung durch hohen Bürokratieaufwand“ gibt es zum Download.

red.

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