Dominik Buchta, Geschäftsführer der Stadtsiedlung Heilbronn, ist sich sicher: Bezahlbarer und nachhaltiger Wohn-und Arbeitsraum sind kein Widerspruch. Welche Projekte die Stadtsiedlung gerade verfolgt und welche Herausforderungen sich daraus ergeben, erzählt er im Interview.

Wie schafft es die Stadtsiedlung, bezahlbaren Büro- und Wohnraum und ökologische Aspekte zusammenzubringen? Die Öffentlichkeit denkt ja oft, konventionelle Bauten seien günstiger.
Dominik Buchta: Das ist nicht zwangsweise so. Als kommunales Wohnungsbauunternehmen ist es unser wichtigstes Anliegen, Nachhaltigkeit so umzusetzen, dass wir bezahlbaren Wohnraum anbieten können. Eine Analyse unserer Modernisierungen der letzten 20 Jahre hat gezeigt, dass energetische Effizienzsteigerungen durch Dämmung bezogen auf die erzielbare CO2-Einsparung relativ teuer sind. Deshalb haben wir unsere Klimastrategie inzwischen auf den Austausch des Energieträgers ausgerichtet. Eine gut ausgelegte und eingestellte Wärmepumpe läuft auch im unsanierten Bestand und kostet im Betrieb nicht mehr als ein Gasbrennwertkessel. Wir optimieren auch den Betrieb unserer Gebäudetechnik durch digitale Prozessautomatisierung, was mittelfristig für den Gesamtbestand ein Einsparpotenzial von bis zu 20 Prozent bedeutet. Außerdem nutzen wir alle verfügbaren Fördermittel. Nachhaltig und bezahlbar ist also möglich.
„Eine gut ausgelegte und eingestellte Wärmepumpe läuft auch im unsanierten Bestand und kostet im Betrieb nicht mehr als ein Gasbrennwertkessel.“
Dominik Buchta
Nachhaltiger und bezahlbarer Wohnraum ist also kein Wunschdenken. Wie lässt sich dieser Anspruch bei Baumaterial, Technik und Energiekonzept umsetzen?
Buchta: Mit den Sanierungsmaßnahmen in unserem Bestand und unseren aktuellen Bauprojekten erreichen wir unsere definierten Klimaziele bis 2045. So werden im Neubau sukzessive nachhaltigere Materialien statt energieintensiver Baustoffe wie Beton oder Zement verwendet. Holz ist ein alternativer Baustoff, mit dem wir gute Erfahrung machen. Wir haben zur Bundesgartenschau im Jahr 2019 im Stadtquartier Neckarbogen das erste Holzhochhaus Deutschlands gebaut. Dort setzen wir aktuell ein spannendes Pilotprojekt mit dem nachhaltigen Baustoff Lehm um. Themen wie serielles Bauen in Holzhybridbauweise und die Reduzierung von Flächenbedarf beschäftigen uns intensiv. In der Gestaltung der Außenanlagen sind Kriterien wie Biodiversität oder das Schwammstadtprinzip gesetzt. Außerdem rüsten wir unseren Bestand systematisch auf erneuerbare Energieträger wie Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen um. Wie wichtig uns das konsequente Mitdenken von Klimaschutz ist, zeigt der frisch angelegte Klimawald unterhalb unseres neuen Stadtquartiers Hochgelegen.
Welchen Nutzen haben nachhaltige Projekte für Heilbronn und Umgebung? Sehen Sie sich in einer Vorbildrolle?
Buchta: Klimaschutz ist kein „nice to have.“ Wenn man verantwortungsvoll mit der Zukunft dieser Erde und unserer Kinder und Enkelkinder umgehen will, dann ist Klimaschutz ein Muss. Einen Wandel herbeizuführen gelingt nur gemeinsam. Dazu gehört CO2-Reduktion und andere konkrete Maßnahmen zur Erreichung unserer Klimaziele genauso, wie das Schaffen eines Mindsets bei allen Generationen. Als kommunales Wohnungsbauunternehmen in Heilbronn sehen wir die Verantwortung, die wir als Teil der Stadtgesellschaft haben. Ich sage oft: wenn nicht wir als Stadtsiedlung Heilbronn, wer denn dann? Ob wir eine Vorbildrolle erfüllen, weiß ich nicht. Wir sind mit unseren Bemühungen um ein klimabewusstes Handeln ja Gott sei Dank nicht alleine. Aber es ist uns definitiv sehr ernst, unseren eigenen Ansprüchen an das Thema gerecht zu werden.
„Klimaschutz ist kein nice to have.“
Dominik Buchta
Welche Herausforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit sehen Sie bei Ihren Projekten?
Buchta: Wir alle machen diese Transformation zum ersten Mal. Um erfolgreich zu sein, ist es zentral, Erfahrungen mit anderen zu teilen. Hierfür suchen wir Kooperationen mit Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Denn es gibt definitiv ein paar Herausforderungen. Leider ist das Recycling von Baustoffen noch sehr schwierig. Es fehlt der rechtliche Rahmen und die Infrastruktur für eine wirksame Kreislaufwirtschaft. Auch gibt es noch nicht viele Handwerker und Fachplaner, die mit den relativ neuen Technologien schon richtig umgehen können. Ganz besonders wichtig ist uns, ständig dazuzulernen. Deshalb investieren wir weiterhin in Pilotprojekte, anhand derer wir den Umgang mit alternativen Baustoffen testen können. Dieses Wissen geben wir weiter und wenden es auch selbst in unseren Neubauprojekten an.
Interview von Fabienne Acker