Eine Seilbahn als Teil des öffentlichen Nahverkehrs – die Pläne dafür werden in Heilbronn nun konkreter. Damit könnte die Käthchenstadt die erste Kommune in Baden-Württemberg werden, die eine Seilbahn als Teil des ÖPNV umsetzt. Oberbürgermeister Harry Mergel sieht in dem Projekt „eine große Chance, Heilbronn als Zukunftsstadt weiterzuentwickeln“. Auch könne die Stadt mit dem flächensparenden und klimaschonenden Konzept bundesweit eine innovative Vorreiterrolle im Bereich Mobilität einnehmen.

In der vergangenen Woche hatte sich der Heilbronner Gemeinderat nach einer positiven Machbarkeitsstudie für die Weiterverfolgung der Planungen einer Seilbahn ausgesprochen.
Die bevorzugte Variante der städtischen Planer sieht vor, dass die Seilbahn in Heilbronn auf einer rund 4,7 Kilometer langen Strecke mit fünf Stationen von der Innenstadt Richtung Norden fährt, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt Heilbronn. Startpunkt ist eine Fläche vor dem Experimenta-Parkhaus in direkter Nähe zum Hauptbahnhof. Weitere geplante Haltestellen wären der Bildungscampus West, der Zukunftspark Wohlgelegen, ein Park & Ride-Parkplatz auf Höhe des Friesland/Campina-Areals und der neu entstehende Innovationspark Künstliche Intelligenz (IPAI) im Areal Steinäcker. Die jeweils einfache Fahrzeit von der Innenstadt bis zum IPAI soll 14 Minuten betragen. Die maximale Fahrgastkapazität beträgt 1500 Personen pro Richtung und Stunde. Außerdem werde eine Verlängerung der Strecke zum Beispiel zum Industriepark Böllinger Höfe als sinnvolle Option eingestuft.
Schnelle und komfortable Ergänzung zum ÖPNV
Für die Menschen in Heilbronn sieht OB Mergel in der Seilbahn „eine schnelle, zuverlässige und komfortable Ergänzung zum bestehenden Nahverkehrsangebot“. Durch sie könnten wichtige Stadtteile verbunden und an mehreren Stationen Umsteigemöglichkeiten zu Bussen, Stadtbahnen und weiteren Verkehrsangeboten geschaffen werden. Zudem ist geplant, dass gängige Nahverkehrstickets wie das Deutschlandticket sowie Einzel- und Tageskarten auch in der Seilbahn gültig sind.
Technisch umsetzbar ist die favorisierte Trasse nach Einschätzung des beauftragten Beratungsunternehmens für Bau- und Infrastrukturprojekte Drees & Sommer aus Stuttgart. Dabei soll die Seilbahntrasse ausschließlich über öffentliche und Gewerbeflächen, nicht aber über Wohngebiete führen. Platz bieten die Seilbahngondeln für bis zu zehn Personen.
Seilbahn in Heilbronn von volkswirtschaftlichem Nutzen
Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit hat eine erste Nutzen-Kosten-Untersuchung der Fachberater einen Wert von 1,27 ergeben. Dieser zeigt an, dass der volkswirtschaftliche Nutzen des Projekts die Kosten übersteigt. Ein Wert größer 1 ist bei Infrastrukturprojekten Grundlage für die Förderfähigkeit eines Vorhabens. In Bezug auf notwendige Fördermittel ist die Stadt bereits in Gesprächen mit Bund und Land.
Das grüne Licht für die konkrete Seilbahn-Vorplanung ist das Ergebnis eines längeren Auswahlverfahrens der städtischen Fachbehörden. Insgesamt wurden dafür mehr als 15 Verkehrsträger untersucht – unter anderem eine Schwebebahn, Stadtbahn, Fähren, Passagierdrohnen, eine Minimetro sowie ein spezielles führerloses Personentransportsystem.
Innerstädtische Seilbahnen in Europa

Innerstädtische Seilbahnen in Europa sind derzeit beispielsweise in London, Ankara, Barcelona oder Toulouse im Einsatz. In Paris soll eine ähnlich lange Seilbahnstrecke wie die geplante Trasse in Heilbronn in diesem Jahr in den Testbetrieb gehen.
red.