Forschung und Innovation in Heilbronn-Franken: Schon seit Jahrhunderten beheimatet die Region Tüftler und Erfinder. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Egal ob Wein-Sensorik, KI-Tools für die Marktforschung oder Lasertechnik zur Gefahrenidentifizierung – die Ergebnisse sind beeindruckend.

Heilbronn-Franken kann, wie ganz Baden-Württemberg, mit Fug und Recht behaupten, Land der Dichter und Denker zu sein. Bestes Beispiel: Justinus Kerner, nicht nur passionierter Poet, sondern auch Mediziner mit einer Schwäche für schmackhaften Rebensaft. Ein paar hundert Meter Luftlinie von seinem ehemaligen Haus befindet sich eine der ältesten Forschungs- und Lehreinrichtungen der Region: Die königlich württembergische Weinbauschule in Weinsberg. Sie wurde 1868, sechs Jahre nach Kerners Tod, gegründet. 1901 kommt dann die Versuchsanstalt hinzu. Die ersten Aufgaben, denen sich die Winzer verschrieben, waren die Hefeforschung und die Lieferung von Pfropfreben. Eine weitere Verbindung zu dem berühmten Dichter folgt im Jahr 1929: Die Weinsberger Weinprofis kreieren eine neue Rebsorte – eine Kreuzung aus Trollinger und Riesling. Der Name? Kerner.
Die heute als staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) bekannte Institution setzte durch Maischeerhitzung und Drucktanks in den 50er-Jahren neue Maßstäbe in der Rotweinherstellung. Gleichzeitig ist die LVWO auch für die Qualitätsprüfung der Weinprodukte regionaler Winzer zuständig. Geforscht wird unter anderem in den Bereichen Weinbau, Analytik und Sensorik. Daraus entstand beispielsweise der koschere Wein „Le Chaim“. 2019 schließlich wird der duale Studiengang Weintechnologie-Management ins Leben gerufen.
Forschung und Innovation in Heilbronn-Franken
In Sachen Erfindergeist lässt sich Heilbronn-Franken nichts vormachen. Innovationen und Erfolgsgeschichten findet man in der Region einige. Beispielsweise der Joint Innovation Hub (JIH) Heilbronn, der als eines der Fraunhofer Forschungs- und Innovationszentren Heilbronn (HNFIZ) den Fokus auf „Innovation and Foresight“ legt. Gefördert durch die Dieter Schwarz Stiftung ist die Forschungsgruppe seit 2023 am Bildungscampus Heilbronn und hat sich zum Ziel gesetzt, die Innovationskraft sowie die Lebensqualität der Region zu stärken. „Future Innovations for innovative Futures: Getreu diesem Motto forscht der Joint Innovation Hub Heilbronn praxisnah, interdisziplinär und ökosystemorientiert gemeinsam mit der Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft an zukünftigen Innovationen“, fasst es FIZ „Innovation and Foresight“ Leiterin Univ.-Prof. Marion Weissenberger-Eibl zusammen.

Gleichzeitig sei ein wichtiger Teil der Forschung, die Schnittstellen von Innovation, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz sowie Nachhaltigkeit genauer zu beleuchten. Ein Beispiel dafür ist zum einen das Projekt AWAIT: Ein KI-gesteuertes Tool, das Unternehmenskompetenzen in Bezug auf vorher definierte Schlüsseltechnologien untersuche. Über die Firmenwebsites finde die Künstliche Intelligenz heraus, wie sich Unternehmen zu bestimmten Technologien positionieren und in welchen Bereichen sie sich vorwiegend engagieren. „Als Ergebnis liefert das Tool ausführliche, KI-generierte Berichte zu Marktpotenzialen und Wachstumsfeldern sowie klare Visualisierungen der erstellten Analysen“, sagt Dr. Malte Busch, ebenfalls Leiter des FIZ.
Auch der „Trendradar“ gebe Unternehmen nützliche Einblicke in Technologien und ihren Reifegrad. „Auf der Grundlage einer KI-basierten Extraktion von Trends und relevanten Kennzahlen aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen, identifiziert der Trendradar automatisiert und systematisch Potenziale und Risiken für Kunden aus Industrie, Verwaltung und Politik und erstellt entsprechende Handlungsempfehlungen,“ erläutert Busch. Der JIH solle in Zukunft das führende Forschungszentrum für systemische KI-basierte Innovation- und Futures-Science werden.
Digitalisierung und Transformation
Das ebenfalls am Bildungscampus verortete Ferdinand-Steinbeis-Institut hat einen ähnlichen Schwerpunkt: Die Digitalisierung und Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Das Ziel der Forschungseinrichtung ist nach eigenen Angaben, unter anderem ein gesellschaftliches Bewusstsein für technologische Innovationen und deren Nutzen zu schaffen. Gleichzeitig wolle man Nachhaltigkeit, Vertrauenswürdigkeit und einen wertebasierten Technologieeinsatz fördern. Dabei verfolgt das Steinbeis-Institut unter anderem Projekte wie die smarte Wasserversorgung in Heilbronn. Mit Einsatz von KI könnte man Leckagen im Rohrleitungsnetz frühzeitig erkennen und den Wasserverlust somit minimieren.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen wiederum hat sich der Entwicklung von zukunftsfähigen Antriebstechnologien wie Wasserstoff verschrieben. Im DLR betreiben Ingenieure Prüfstände zur Erprobung von Raketentriebwerken. Die dortigen Höhensimulationsanlagen erlauben es, diese unter nahezu realen Weltraumbedingungen zu testen. Am dazugehörigen Institut für Technische Physik beschäftigen sich die Forschenden mit der Entwicklung von Lasersystemen, die in der Lage sind, aus der Ferne chemische, biologische sowie explosive Gefahrstoffe zu identifizieren und somit weitere Risiken für die Bevölkerung, Rettungskräfte und Umwelt zu vermeiden.
Fabienne Acker