Manche sprechen schon vom „Harvard Deutschlands“: Innerhalb weniger Jahre ist aus Heilbronn ein exzellenter Hochschulstandort geworden. Forschung, Lehre, Innovationen und Zukunftstechnologie beflügeln sich rund um den Bildungscampus gegenseitig.

Von „Harbronn“ ist die Rede, vom „Harvard Deutschlands“ am Neckar. Die Meinungsführer in den Sozialen Medien kommen derzeit aus dem begeisterten Kommentieren und Posten über Heilbronn nicht mehr heraus. Kein Wunder. Die Rasanz, mit der sich Heilbronn-Frankens Oberzentrum vom einstigen Stiefkind zum Musterschüler in Sachen Bildung und Wissenschaft entwickelt hat, ist beeindruckend – und zeigt sich unter anderem in Top-Noten für die Hochschulen in renommierten Rankings.
Die Hochschule Heilbronn erreichte zum Beispiel im Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) mit ihren Ingenieursstudiengängen ein „sehr gut“ in punkto Praxisbezug. Das CHE-Ranking gilt als umfassendste Bestenliste und basiert auf den Urteilen der Studierenden. Professor Oliver Lenzen, Rektor der Hochschule Heilbronn, freut das: „Diese Resultate spiegeln uns sehr zufriedene Studierende wider und nichts motiviert uns mehr“, für solches Feedback habe sich die kontinuierliche inhaltliche und methodische Weiterentwicklung innerhalb der Studienangebote ausgezahlt.
„Der gesamte Bildungscampus hat sich rasant entwickelt“
Einen „beeindruckenden Aufstieg“, so nennt auch Prof. Dr. Ali Sunyaev die Entwicklung. Im „Times Higher Education“-Ranking stach der TUM Campus Heilbronn als eine der führenden Universitäten für BWL und Informatik heraus. „Wir haben uns von einem verhältnismäßig kleinen Campus einer international renommierten Exzellenzuniversität zu einer festen Institution entwickelt“, fasst es der Vizepräsident TUM Campus Heilbronn zusammen. Einst starteten 30 Studierende, innerhalb von sechs Jahren sei die Zahl auf aktuell mehr als 1000 gestiegen. Sunyaev lässt dabei anklingen, was die Exzellenzoffensive befeuert: „Der gesamte Bildungscampus hat sich rasant entwickelt. Eine Stärke ist es, dass hier unterschiedliche Forschungs- und Bildungseinrichtungen zusammenkommen und zahlreiche Kooperationen entstehen.“
Der Bildungscampus der Dieter-Schwarz-Stiftung ist gewissermaßen das Königreich der Bildungs- und Innovationsexzellenz: Er hat seit dem ersten Spatenstich 2010 die Käthchenstadt zur Hochschulhoheit geadelt. Damals gewann die DHBW, die im CHE-Ranking ebenfalls hervorragend abschnitt, auf Initiative der Dieter-Schwarz-Stiftung einen weiteren Standort in Heilbronn. Mittlerweile haben die Arbeiten am Bildungscampus West begonnen, mit dem Dieter Schwarz in den kommenden zehn Jahren das Areal auf das Doppelte seiner aktuellen Fläche erweitern will. Dieses Wachstum ist nötig, denn die gemeinnützige Stiftung baut in Heilbronn an einem Innovations- und Forschungsökosystem der Spitzenklasse – ob mit der renommierten Programmierschule Heilbronn 42, dem Fraunhofer Heilbronn Forschungs- und Innovationszentren (Fraunhofer HNFIZ) mit acht Zentren für Zukunftsthemen von Cybersicherheit bis Quanten-KI oder der universitären Spitzenforschung und Lehre.
Dieter Schwarz gestaltet Heilbronns Zukunft seit 1999 entscheidend mit, vom Science Center Experimenta bis zum IPAI, Europas größtem Innovationspark für Künstliche Intelligenz. Sogar Bundeskanzler Friedrich Merz war dort jüngst beim symbolischen Spatenstich dabei, ebenso wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann und weitere Prominenz – auch Bund und Land fördern das IPAI. Doch insbesondere das Engagement von Dieter Schwarz und seine jüngste Ankündigung, mit dem IPAI beachtenswerte Summen zu investieren, lässt nach eigenem Bekunden die Herzen bei der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH (WHF) höher schlagen. Das sei ein starkes Signal für Heilbronn und die Region, für ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus, betont WHF-Geschäftsführer Bernhard Feßler.
Wissensstadt Heilbronn in mehreren Hochschulrankings vertreten
Die Initiative des Ausnahme-Unternehmers wird überall goutiert – und eröffnet auch für die Hochschullandschaft weitere Chancen: „Mit dem TUM Campus Heilbronn als Mission Campus für Innovation im Mittelstand und dem IPAI direkt vor der Haustür ergeben sich Synergieeffekte, die den Wissenschaftsstandort Heilbronn nachhaltig stärken“, ist Sunyaev überzeugt. Forschung, Lehre und regionale Wirtschaft zu verzahnen, sei ein entscheidender Erfolgsfaktor – und Heilbronn werde idealerweise in zehn Jahren europa- und weltweit die erste Hochschuladresse für KI und Digitale Transformation sein.
Spitze ist die TUM schon heute, im „QS World University Ranking“ gilt sie als beste Hochschule in der EU. Der Standort Heilbronn zählt nach eigenen Angaben auch zu den Gründen, warum die TUM im BWL-Forschungsranking der Wirtschaftswoche als forschungsstärkste Universität Deutschlands auf Platz eins steht. Für das Wirtschaftswoche-Ranking hatte die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, kurz ETH, die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus den vergangenen fünf Jahren erhoben.
Die ETH mit ihrem exzellenten Ruf ist selbst auf dem Bildungscampus präsent: Die renommierte Universität und die Dieter-Schwarz-Stiftung besiegelten Ende 2023 eine Zusammenarbeit. In Heilbronn sollen schrittweise 15 Professuren für Themen wie KI und Cybersicherheit etabliert werden. Und auch wenn die Stadt – trotz der Anspielung auf Harvard – statt „Harbronn“ bei Heilbronn bleibt: Beide Silben verheißen Gutes für die Zukunft des Standorts.
Natalie Kotowski


