Aufwind neuer Impulse: Der Zukunftswiesen Summit 2024

800 Besucher beim Zukunftswiesen Summit, jede Menge neue Kontakte, spannende Vorträge und Netzwerk-Chancen – eine durchweg positive Bilanz für das Team der „Zukunftsmacher“, Organisator Samuel Keitel, die Aussteller und Besucher.

Zukunftswiesen Summit
Neue Kontakte knüpfen, spannenden Vorträgen lauschen, Ideen sammeln, Netzwerken – unter dem Motto „Tradition trifft Innovation“ fand der Zukunftswiesen Summit 2024 in Blaufelden statt. Foto: Natalie Kotowski

Frischen Wind und neue Impulse sollte der Zukunftswiesen Summit in den etablierten Mittelstand bringen und jungen Start-Ups Auftrieb geben. Dieses Ziel erreichte der Zukunftswiesen Summit in der Markthalle Blaufelden, nach den Kommentaren der begeisterten Teilnehmer und Besucher zu urteilen. Doch falls es ihn tatsächlich gibt, hatte Wettergott Petrus den Wunsch nach frischem Wind ein bisschen zu wörtlich genommen. Er ließ Sturmtief „Kirk“ die Vorbereitungen zu dem großen Netzwerktreffen des Zukunftsmacher-Teams rund um Organisator Samuel Keitel Vorbereitungen und Planungen durcheinanderwirbeln. Ob Zelte oder bannerbespannte Bauzäune – was aufgrund der Böen draußen nicht stehen konnte, lag am Boden – teils prophylaktisch, teils, weil „Kirk“ es schon umgeworfen hatte. „Der Sturm hat uns ein bisschen aus dem Konzept gebracht“, sagte Keitel eingangs entschuldigend. Gäste-Shuttles seien verspätet, einiges müsse schnell umgeplant werden.

Im geschützten Inneren der Halle zeigte sich am Nachmittag das gegenteilige Bild: Da standen zu Spitzenzeiten 800 junge Gründer, etablierte Unternehmer und Studenten vor den Ständen der 42 Aussteller und hatten sichtlich Freude an der „umwerfenden Möglichkeit“ zum Netzwerken, Werben und Ideensammeln. Die wieselflinke Zukunftsmacher-Crew kam ebenfalls nicht zum Stehenbleiben: Das Team war immer in Bewegung, damit für Speaker, Workshop- und Panelteilnehmer, Techniker und Besucher alles gut lief.

Launige und pointierte Botschaften von Georg Kofler

Und einer sprach auf der Bühne sogar lieber im Stehen, obwohl er es sich hätte bequem machen können. Pro Sieben-Gründer und „Die Höhle der Löwen“-Juror Georg Kofler lehnte das Sessel-Angebot der Moderatorin und „Welt“-Journalistin Fanny Fee Werther, die auf der Hauptbühne „The Länd“ charmant durch das Programm führte, jedenfalls dankend ab. Der Gaststar des Tages stand sprichwörtlich zu seinen launigen und pointierten Botschaften, was das Publikum mit Lachern und Szenenapplaus quittierte – Kofler teilte seine Gründererfahrungen in Funk und Fernsehen.

Alle Zweifler, die ihn bei der Gründung seines Teleshopping-Kanals H.O.T.  – heute HSE – damals gewarnt hätten, so ein Format funktioniere nur in Amerika, gehörten aus seiner Sicht zum „Berufsstand der notorischen Besserwisser“, die ihre Tipps gern ohne Risiko weitergäben. Seine drei Appelle an junge Unternehmer: „Seid vorsichtig bei Leuten, die sagen, Geld sei nicht wichtig. Die lügen auch bei anderen Gelegenheiten.“ Familie und Freunde dürfe man – bei aller Startup-Euphorie – nicht vernachlässigen. „Ihr werdet sie brauchen, wenn es mal abwärts geht“, und: „Geld verdirbt nicht den Charakter, es legt ihn offen.“

Workshops, Impulsvorträge und Keynotes

Zwischen der Großbühne „The Länd“, wo sich von der Eröffnung um 9.40 Uhr an bis abends um 20 Uhr die Keynote-Speaker und Diskutanten nacheinander das Mikrofon in die Hand gaben, und der kleineren „The Future“-Bühne, wo sich Impulsvorträge und Panels neben Workshop-Angeboten abwechselten, waren die Besucher immer in Bewegung. Gestikulierten, zeigten, redeten, netzwerkten und tauschten Erfahrungen, Ambitionierte spielten sogar Tischtennis. Sehr zur Freude von Organisator Keitel, Blaufeldens Bürgermeister Michael Dietrich und Schirmherr Christian von Stetten, der als Vorsitzender der Finanzkommission der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, mittelstandspolitischer Sprecher und Vorsitzender des Parlamentskreises Mittelstand (PKM) schon vergangenes Jahr in Rot am See den Muswiesen Summit unterstützt hatte. „Es läuft doch alles sehr gut“, war Keitels Zwischenbilanz am frühen Nachmittag.

Zukunftswiesen Summit
Ein Highlight beim Zukunftswiesen Summit war der Pitching-Wettbewerb. Foto: Natalie Kotowski

Pitching-Wettbewerb beim Zukunftswiesen Summit

Besonderes Highlight war der mit insgesamt 6500 Euro dotierte Pitching-Wettbewerb. Aus 42 Bewerbern hatten es fünf Start-Ups in die Endrunde geschafft und stellten ihre Unternehmen in Kurzvorträgen einer hochkarätigen Jury vor. Bei aller lockeren Atmosphäre waren es aber vor allem die Grundbotschaften auf den Bühnen, die den Zuhörern offenbar aus der Seele sprachen – Gradmesser dafür war jeweils lauter Beifall: Weniger Schwarzseherei, dafür mehr Mut und Zutrauen in Unternehmer. Stärkere Anerkennung und Förderung der Leistungsbereiten und, immer wieder: Weniger Bürokratie und Regulierung.

Es braucht wieder mehr Zuversicht

„Wir müssen aufhören, den Standort Deutschland schlechtzureden“, mahnte etwa Dr. Walter Döring in seiner Rede zum „Wirtschaftsstandort Deutschland“: „Wer in dieser Region, das mit IPAI das größte Zentrum für Künstliche Intelligenz in Europa hat und so viele Weltmarktführer bietet, Pessimist ist, dem kann nicht geholfen werden“, sagte der Stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister a.D., der das „Gipfeltreffen der Weltmarktführer“ initiiert hat und den Summit von Beginn an fördert. „Wir brauchen Zuversicht in die Kompetenzen junger Menschen“, appellierte er. Der Leistungsgedanke müsse wieder positiv konnotiert sein, die Abschaffung der Bundesjugendspiele sei als Signal „einfach bescheuert“.

Ähnliche Töne schlug Isabel Grupp in ihrem Vortrag „Unternehmensführung in Zeiten des Wandels“ an. „Die größte Ungerechtigkeit ist die Gleichbehandlung von Ungleichem. Ergebnisgleichheit wird es nie geben“, konstatierte die 38-Jährige, die wenige Tage zuvor ihrem Partner Georg Kofler in Venedig das Ja-Wort gegeben hatte. Jemand, der viel leiste, müsse auch monetär dafür anerkannt werden, sagte die Unternehmerin, die gemeinsam mit ihrem Vater Johannes Grupp das Familienunternehmen Plastro Mayer in Trochtelfingen führt. „Wir brauchen ein leistungsorientiertes Deutschland“, forderte sie.

Dass ihr Mann als Serial Entrepreneur kurze Zeit später ähnliche Ansichten anschlagen würde, war keine Überraschung. Georg Kofler stört nach eigenen Worten das „unternehmerskeptische Mindset“ hierzulande: „Es wird Zeit, dass wir Kapitalisten wieder positiver beleumunden. Denn sie investieren Geld – anders als Beamte.“ Der Seitenhieb kam im Publikum an – hatte Kofler doch zuvor schon gefordert, „radikal an die Bürokratie heranzugehen“, mit dem Prozess aber auf keinen Fall wiederum Bürokraten zu beauftragen: „Das ist, als ob sie Frösche beauftragen, ihren Sumpf trocken zu legen“, sagte der ehemalige „Höhle der Löwen“-Juror.

Kein Tempo 30 auf dem Highway der Zukunftstechnologie

So sahen es auch Prof. Karl-Heinz Paqué, Prof. Dr. Guido Quelle, Eberhard Spiess und Dominik Gross, die im Panel „Potential der deutschen Wirtschaft“ diskutierten. „In Deutschland wird zu mechanistisch gedacht“, sagte Paqué, viele Verordnungen seien nur dazu da, nachzuweisen, dass Verordnungen eingehalten würden. Panel-Diskutant Gross pflichtete bei: „Vor allem dürfen wir uns nicht, wie bei KI, selbst noch neue Regulierungen auferlegen. Damit stellen wir auf einem Highway der Zukunftstechnologie freiwillig Tempo-30-Schilder auf.“

Bis Anträge so schnell wie Sturmtief „Kirk“ durch Amtsstuben fegen, wird es vielleicht noch etwas dauern. Was deutlich reibungsloser funktionierte: Das Kontakte knüpfen, und der, dank einer aufmerksamen Zukunftsmacher-Crew, scheinbar mühelose Ablauf der inspirierenden Ideenkonferenz. Als sich die Markthalle langsam leerte, fand Keitel sogar noch Zeit, sich von vielen Gästen per Handschlag persönlich zu verabschieden. Endlich konnte er sich ans Treppengeländer lehnen, statt im Laufschritt mit dem Smartphone am Ort von Stage zu Stage zu hasten.

Wiederauflage des Zukunftswiesen Summit 2025?

Ob es eine Wiederauflage gibt? „Bestimmt“, versprach der Zukunftsmacher, vielleicht aber im Zwei-Jahres-Turnus. Denn ein Kraftakt war der Summit. Viele aus dem Team hätten in den vergangenen drei Tagen insgesamt nur zehn Stunden geschlafen. Auch ohne Orkanböen einfach umzufallen und dazuliegen wie die Bannerzäune im Entree – Keitel wirkte zum Schluss, als wäre das eine verlockende Aussicht. Stolz und Freude blitzten trotzdem in seinen Augen, als er resümierte: „Es war wirklich ein großer Erfolg.“

Natalie Kotowski

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