Das Handwerk steht anderen Branchen mit seinen überdurchschnittlichen Gehältern in nichts nach. Dies belegt die neue Vergütungsstudie des Ludwig-Fröhler-Instituts. Doch es gibt auch Verbesserungspotenziale.

Die Arbeit im Handwerk ist sinnstiftend, zukunftssicher – und finanziell attraktiv. Dies belegt die neue Vergütungsstudie, die das Ludwig-Fröhler-Institut im Auftrag der acht Handwerkskammern Baden-Württembergs erstellt hat.
„Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Das Handwerk bezahlt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Anfang an sehr gut und kann auch mit anderen Branchen mithalten“, betont Ralf Rothenburger, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken.
Gehälter im Handwerk: Schon in der Ausbildung ist die Bezahlung überdurchschnittlich
Dies beginnt schon bei den Ausbildungsvergütungen der angehenden Handwerker. Mit rund 1000 Euro brutto im Monat verdienen Elektrotechniker, Kraftfahrzeugmechaniker, Maurer, Betonbauer sowie Zimmerer und Metallbauer im bundesweiten Vergleich die durchschnittlich höchsten Vergütungen im ersten Lehrjahr. Höhere Gehälter gibt es nur für die Auszubildenden in der Pflege und im öffentlichen Dienst.
Sobald die Gesellen fertig ausgebildet sind, beträgt ihr Gehalt im Schnitt über 3100 Euro brutto im Monat. Bei Handwerkern, die im Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Handwerk tätig sind, erreicht es sogar bis zu 3700 Euro.
Meister und Akademiker erhalten vergleichbare Gehälter
Gut ausgebildete Handwerker sind angesichts des Fachkräftemangels gefragt – und erhalten entsprechende Bezahlungen. Noch einmal bis zu 1500 Euro mehr können Handwerker daher verdienen, wenn sie im Anschluss an ihre Gesellenausbildung noch einen Meister machen.
„Wer einen Meisterbrief besitzt, gehört zur Elite des Handwerks“, berichtet Ralf Schnörr, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. „Das zahlt sich definitiv auch finanziell aus und unterstreicht die vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen des Handwerks.“
Meisterinnen und Meister verdienen durchschnittlich 4500 Euro im Monat, wobei es unter den Handwerkern auch Spitzenverdiener gibt, die bis zu 8000 Euro monatlich erhalten. Somit befinden sie sich gehaltstechnisch auf einem vergleichbaren Niveau wie Akademiker in der Industrie- oder Dienstleistungsbranche.
Voraussetzungen für überdurchschnittliche Gehälter im Handwerk
Bei der Bezahlung der Handwerker seien für Unternehmen insbesondere Faktoren wie die Qualifikation, die Erfahrung und der Einsatz der Mitarbeiter entscheidend.
„Unsere Betriebe zahlen überdurchschnittliche Löhne und Gehälter, wenn Fachwissen, Führungsverantwortung oder besondere Leistungsbereitschaft vorliegen“, erklärt Ralf Rothenburg. „Kurz gesagt: Wer mehr kann, verdient auch mehr.“
Ob ein Unternehmen auf dem Land oder in der Stadt liege, spiele dabei keine Rolle. „Die Studie zeigt, dass es hier keine Unterschiede gibt: Im Handwerk wird über die Regionen hinweg gleich gut bezahlt“, fasst Rothenburger zusammen.
Trotz hoher Gehälter im Handwerk: Studie deckt Verbesserungspotenziale auf
Der Studie zufolge gibt es jedoch auch Verbesserungspotenziale. So sei es den Betrieben zwar klar, dass die Vergütung ein wichtiger Faktor für die Mitarbeiterbindung im Handwerk sei. Trotzdem würden sie die sehr guten Verdienst- und Entwicklungsmöglichkeiten des Handwerks häufig nicht oder zu wenig nach außen kommunizieren, so Ralf Schnörr.
Die Umfrage zeigte außerdem, dass die meisten Handwerksbetriebe neben dem Gehalt zusätzliche Anreize wie kostenlose Arbeitskleidung oder Weihnachtsgeld anbieten. Verglichen mit der Industrie gibt es aber auch hier Potenzial zur Verbesserung: „Von Jobticket oder Zusatzversicherungen bis hin zur Beteiligung an Kinderbetreuungskosten oder der Übernahme von Weiterbildungskosten gibt es verschiedenste Möglichkeiten für Handwerksbetriebe, ihren Mitarbeitern zusätzliche finanzielle Anreize zu bieten“, erklärt Hauptgeschäftsführer Ralf Schnörr.
Geld ist aber bekanntlich nicht alles. Wenn es um eine Arbeitsstelle geht, sind ausreichend Freizeit, flexible Arbeitszeiten und komprimierte Wochenarbeitszeitmodelle für die Beschäftigten wichtigere Kriterien.
Präsident Ralf Rothenburger empfiehlt daher: „Betriebe, die überdurchschnittliche Leistungen und Vorteile bieten, sollten diese auch in ihren Stellenausschreibungen angeben. Das können entscheidende Beweggründe im Wettstreit um Fachkräfte sein.“
Red.
Hintergrundinfos zur Studie
An der Vergütungsstudie des Ludwig-Fröhler-Instituts (LFI) haben über 2280 Handwerksbetriebe teilgenommen. Die Befragung dieser repräsentativen Stichprobe des baden-württembergischen Handwerks erfolgte Anfang 2025 in Form einer Online-Befragung. Auf diese Weise wurde eine Datenbasis von mehr als 8280 Vergütungsdatensätzen erhoben.


