Das IPAI als Pumpe für unternehmerisches Herzblut

Dass Heilbronn Unternehmern viel bietet – ob Gründern oder Großen – erfüllt Tim Roder mit Stolz. Als Head of Business Development bei IPAI tritt er als Speaker auf dem Zukunftswiesen Summit auf und verrät im Interview, welche Botschaft er für das Publikum hat und wie IPAI die Gefahr einer „Heilbronner Bubble“ bannen will.

IPAI
Runde Sache: Der IPAI Campus könnte bald für Unternehmen eine Keimzelle des Erfolgs werden. Fotos: IPAI, Nico Kurth


Herr Roder, welche persönlichen Erwartungen haben Sie an den Zukunftswiesen Summit am 10. Oktober, wenn Sie als Speaker auf der Bühne stehen werden?

Tim Roder: Ich und das IPAI-Team wollen vermitteln, dass wir nahbar sind. Das gilt vor allem für die ­kleineren Unternehmen, bei denen ich eine Hemmschwelle wahrnehme.

Sie wollen also nicht wie „Halbgötter in KI“ wirken?

Roder: Absolut nicht! Als IPAI-Team sehen wir uns als Teil der Community und möchten auch die kleineren Unternehmen bei ihrer Digitalisierung und im Umgang mit künstlicher Intelligenz unterstützen. Ich freue mich auf den Summit, weil es den menschlichen Austausch fördert. KI selbst ist ja nur eine Technik. Innovation und Inspiration entsteht aber zwischen Menschen. Uns geht es um das Kollaborieren.

IPAI ist 2022 entstanden. Fühlen Sie sich selbst noch eher als Start-up?

Roder: So gesehen sind wir tatsächlich ein Start-up. Wenn man sich unseren Zeitstrahl anschaut, sind wir noch im Urknall, haben das meiste noch vor uns. Wir sind selbst noch dabei, unser Geschäftsmodell auf- und auszubauen, unsere Formate zu schaffen.

Gleichzeitig ist das IPAI über die Kooperation mit den Campus Founders offen für Start-ups. Wie profitieren Sie wechselseitig voneinander?

Roder: Die Campus Founders, unsere Partner, haben etwa das so genannte Accelerator Programm, mit dem sie in den ersten Wochen Start-ups dabei helfen, Fuß zu fassen. Im Rahmen dieses Programms haben Start-ups zum Beispiel die Möglichkeit, im IPAI zu sitzen, dort Netzwerke aufzubauen und vielleicht sogar schon zukünftige Kunden zu adressieren. Gleichzeitig profitieren wir als IPAI von diesem „Start-up Spirit“ der „jungen Wilden“. Ein Start-up hat einfach eine ganz andere Dynamik als ein großes Unternehmen, das schon lange am Markt ist. Daraus entsteht eine Win-win-Situation für unsere Partner und Member. Sie haben Gelegenheit, direkt mit den Start-ups in Kontakt zu kommen, sich auszutauschen, Netzwerke zu schaffen, je nach Geschäftsmodell der jungen Unternehmen. Wobei man dazu sagen muss, dass auch die IPAI-Member ein ähnliches Mindset haben, sich in diesem agilen Umfeld bewegen und offen für Austausch sind. Man schließt sich IPAI nicht an, wenn man denkt, man sei allwissend und könne von anderen nichts mehr lernen. Sondern mit dem Gedanken: Egal wie groß ich als Unternehmen bin, ich kann auch von Kleinen etwas lernen. Und wenn es nur diese Kraft ist, die man bei Gründern spürt, weil sie mit so viel Herzblut bei der Sache sind und ein Risiko eingehen, indem sie nicht in irgendeine Festanstellung gehen, sondern mit der Idee, hinter der sie stehen, einfach gründen.

Sind Plattformen wie das IPAI also eine Pumpe für das Herzblut unternehmerischer Ideen – oder zumindest ein Schrittmacher?

Roder: Das ist ein schönes Bild. Ich glaube tatsächlich, dass unser Heilbronner Ökosystem ein perfekter Organismus ist. Aber gerade beim Thema Innovation braucht jedes Unternehmen einen anderen Schrittmacher. Deshalb ist es so wichtig, unterschiedliche Plattformen zu haben. Der größte Gewinn für Heilbronn ist dieses gesamte Ökosystem, weil jeder seinen Beitrag dazu leistet, es Unternehmen zu ermöglichen, Innovation voranzutreiben. Ich glaube, man kann in Heilbronn viele Angebote finden, die zum individuellen Bedarf passen.

Befürchten Sie nicht, dass daraus eine Art „Heilbronner Blase“ entstehen könnte?

Roder: Ein sehr guter Punkt. Wer auf unsere Homepage geht, für den ist die regionale Nähe der Member-Unternehmen offensichtlich: Würth, ebm pabst, Audi, Schunk. Nichtsdestotrotz ist unser mittel- und langfristiges Ziel, Europas relevantestes KI-Ökosystem zu werden. Das bedeutet auch, dass wir uns international öffnen und unsere Angebote ausbauen, um international relevant zu werden. Es ist nicht unser Ziel, dass es eine Heilbronner Bubble gibt. Unternehmen sind offen für den Weltmarkt und globalen Austausch.

Der Zukunftswiesen Summit steht unter dem Schlagwort „Innovation trifft Tradition“. Wo hat das IPAI mit diesem Thema überhaupt Berührungspunkte?

Roder: Es gibt sehr viele Berührungspunkte, weil dieses Thema viele unserer Member beschäftigt. Es steckt im deutschen Mittelstand eine unglaubliche Innovationskraft und -kultur, die häufig aber gar nicht so ausgesprochen wird. Wenn man sieht, wie viele Hidden Champions wir allein bei uns in der Region haben oder im Einzugsgebiet des Zukunftswiesen Summit, dann glaube ich, dass „Innovation trifft Tradition“ tatsächlich eine Kulturform des Mittelstandes ist. Diese Einstellung wird oft nicht explizit ausgesprochen, sondern in einer gewissen Bescheidenheit einfach gelebt. Unternehmen sind häufig erfolgreich aufgrund ihrer Tradition, müssen aber immer wieder disruptiv ihre Geschäftsmodelle überdenken.

Würden Sie unseren Lesern schon verraten, was Ihre Botschaft sein wird, wenn sie als Speaker auftreten?

Roder: Grob gesagt wird es um die ­Frage gehen: Aus welchem Antrieb schließen sich Unternehmen einer ­Innovationsplattform an? Weil sie sehen: Wir sind mit unseren Problemen nicht allein, andere machen das Gleiche durch. Wenn Unternehmen auf unsere Community treffen, erlebe ich oft, dass sie fast erleichtert sind und einen Aha-Effekt erleben: Wir sind ja gar nicht die Einzigen, die vor Heraus­forderungen stehen. Anderen, von denen man das vielleicht gar nicht gedacht hätte, geht es genauso. Auf Konferenzen gibt jeder nur zum ­Besten, wie weit das Projekt schon ist und was er alles vorhat. Man hat immer das ­Gefühl, die Konkurrenz sei schon viel weiter als man selbst. Und genau ­darum ist es sinnvoll, sich auszutauschen.


Zur Person

Tim Roder ist Head of Business ­Development bei IPAI. Auf dem Zukunftswiesen Summit will er das Publikum als Speaker darüber aufklären, warum Netzwerke und Austausch auf Innovationsplattformen ein Gewinn für Unternehmer sind.


Interview von Natalie Kotowski

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