Bechtle ist einer der führenden IT-Dienstleister in Europa – und ein herausragender Arbeitgeber. Dafür erhielt das Unternehmen mit Hauptsitz in Neckarsulm das Zertifikat „Top Employer 2025“. Ob das Siegel in Zeiten von Fachkräftemangel die Bewerbersuche erleichtert, sagt Sabine Bader, Leiterin Human Resources, im Interview.

Frau Bader, Bechtle wurde als „Top Employer“ vom Top Employers Institute ausgezeichnet. Was bedeutet das Siegel für Sie?
Sabine Bader: Seit Juni 2023 trägt Bechtle das „Top Employer“-Siegel, das jährlich rezertifiziert wird. Trotz des anspruchsvollen Prozesses und der Erfüllung weltweit gültiger Standards haben wir die Zertifizierung bereits im ersten Jahr der Teilnahme mit Bravour gemeistert und freuen uns jetzt über die erneute Auszeichnung. Sie bestätigt Bechtle als attraktiven Arbeitgeber mit guten Arbeitsbedingungen, verantwortungsvollen Aufgaben und hervorragenden Entwicklungsperspektiven. Die Zertifizierung gibt uns wertvolle Impulse, um uns kontinuierlich weiterzuentwickeln und weiterhin zu den Besten zu gehören.
Wie viele Unternehmen erhalten jährlich diese Auszeichnung?
Bader: Weltweit sind mehr als 2400 Organisationen in 125 Ländern und Regionen als Top Employer zertifiziert. Bechtle wurde in der Kategorie „Country/Region“ ausgezeichnet und trägt das Siegel „Top Employer Germany“. Neben uns erhielten in Deutschland rund 160 weitere Unternehmen diese Auszeichnung, davon 26 aus der IT-Branche. Die Einstufung in die verschiedenen Kategorien ist abhängig von den zertifizierten Ländern eines Unternehmens. Bechtle nimmt derzeit an der deutschen Zertifizierung teil. Um das Siegel „Top Employer Europe“ zu erhalten, müssen mindestens fünf europäische Standorte zertifiziert sein.
Das Institut gibt an, dass nach der Zertifizierung durchschnittlich ein jährlicher Anstieg der Besucherzahlen auf der Karriere-Website der Unternehmen um 150 Prozent verzeichnet wurde. Das klingt nach guter Werbung – aber entspricht es auch Ihrer Erfahrung?
Bader: Wir stellen keinen signifikanten Anstieg der Besucherzahlen auf unserer Karriereseite fest und können diese allgemeine Aussage daher nicht bestätigen. Allerdings verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg der Bewerbungen. 2024 haben wir bereits über 20 Prozent mehr Bewerbungen erhalten als im Vorjahr. Die Auszeichnung als Top Arbeitgeber könnte – neben anderen Maßnahmen – ein Faktor für diesen positiven Trend sein.
„Aus unserer eigenen Marktforschung wissen wir, dass Arbeitgebersiegel das Vertrauen in einen Arbeitgeber stärken und die Bewerbungsbereitschaft erhöhen.“
Sabine Bader
Wie wirken sich Auszeichnungen bei der Suche nach „klugen Köpfen“ auf Ihr Unternehmen aus?
Bader: Aus unserer eigenen Marktforschung wissen wir, dass Arbeitgebersiegel das Vertrauen in einen Arbeitgeber stärken und die Bewerbungsbereitschaft erhöhen. Die Zertifizierung unterstreicht die Botschaft, die wir als Arbeitgeber vermitteln – sei es auf unserer Karriereseite oder in unseren Recruiting-Kampagnen. Da das Siegel nach weltweit einheitlichen Standards vergeben wird und ein umfangreiches Validierungsverfahren durchläuft, unterscheidet es sich von anderen Auszeichnungen.
Gibt es noch andere „Einsatzgebiete“, wo Ihnen das Zertifikat hilft?
Bader: Wir setzen es gezielt in unserer Kommunikation ein: auf Karrieremessen mit einem offiziellen Aufsteller, als Branding-Element in virtuellen Meetings oder als visueller Anker in unseren Social-Media-Profilen. Auch in unseren Büroflächen präsentieren wir die Zertifizierung prominent. Diese Sichtbarkeit führt oft zu inspirierenden Gesprächen mit potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern.
Was wird bei Personalplanung und Recruiting denn aus Ihrer Sicht immer wichtiger?
Bader: Die aktuelle wirtschaftliche Dynamik erfordert eine genaue Personalplanung. Außerdem verändert die zunehmende Digitalisierung unsere Stellenprofile: Einfache administrative Tätigkeiten werden weniger wichtig, spezialisierte Profile gewinnen hingegen an Bedeutung. Wir nutzen daher Daten und spezielle Leistungskennzahlen, um Prozesse zu optimieren und Entscheidungen datenbasiert zu treffen.
Gelingt es Bechtle in Zeiten von Fachkräftemangel noch problemlos, passende, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu halten? Wo liegen die Herausforderungen?
Bader: Unsere Rekrutierungsstrategien sind gezielt auf unsere Zielgruppen ausgerichtet, was sich positiv auf unsere Bewerbungszahlen auswirkt. Weil wir, wie erwähnt, deutlich mehr Bewerbungen als im Vorjahr hatten, konnten wir die meisten Stellen erfolgreich besetzen. Herausfordernd bleibt die Besetzung hochspezialisierter Positionen in bestimmten Regionen. Dort suchen wir mit maßgeschneiderten Maßnahmen gezielt nach geeigneten Talenten.

Konnten Sie Impulse aus dem Zertifizierungsverfahren denn erfolgreich für Talentakquise und Mitarbeiterbindung nutzen?
Bader: Ja. Ein wichtiger Schritt war unsere Weiterentwicklung im Bereich Diversity, Equity und Inclusion (DEI). Im vergangenen Jahr haben wir die neue Position der Head of Diversity geschaffen und eine DEI-Strategie verabschiedet, die im Januar 2025 kommuniziert wurde. Das hat wiederum unsere Bewertung in der Dimension „Unite“ verbessert und uns darin bestärkt, unsere internen Vielfalts- und Nachhaltigkeitsinitiativen weiter auszubauen. Außerdem befragen wir seitdem Bewerberinnen und Bewerber online, um die sogenannte Candidate Experience weiter zu optimieren. Was die Entwicklung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen angeht, wurde unser Learning Campus um eine Community-Plattform ergänzt, die es untereinander ermöglicht, eigene Lerninhalte bereitzustellen und so voneinander zu lernen.
Das wirkt sich wahrscheinlich spürbar auf die Zufriedenheit mit Bechtle als Arbeitgeber aus. Woran erkennen Sie als HR-Spezialistin das? Bekommen Sie persönlich positive Rückmeldungen von den Arbeitnehmern?
Bader: Ja, sowohl in direkten Gesprächen mit Mitarbeitenden als auch durch das Feedback der HR-Verantwortlichen in unseren regionalen Gesellschaften. Regelmäßige Zufriedenheitsbefragungen und sogenannte Pulse-Checks helfen uns, ein umfassendes Stimmungsbild unserer Mitarbeitenden zu erhalten.
Was macht aus Ihrer Sicht – unabhängig von der Auszeichnung „Top Employer“ – Bechtle zur richtigen Wahl für Bewerber?
Bader: Bei Bechtle legen wir großen Wert darauf, unseren Mitarbeitenden Freiräume für eigene Ideen zu bieten, individuelle Stärken zu fördern und einen offenen Austausch zu ermöglichen. Wir wollen auch in den kommenden Jahren diese Werte weiter stärken und so weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber bleiben, um Talente zu gewinnen, langfristig zu binden und erfolgreich zu entwickeln.
Zur Person
Sabine Bader ist seit April 2023 Leiterin Human Resources bei Bechtle. Mehr als 20 Jahre Erfahrung sammelte sie bei Lidl Deutschland und der Schwarz Gruppe, wo sie unter anderem in den Bereichen Vertrieb und Personal tätig war.
Interview von Natalie Kotowski