Demografischer Wandel: Wie der Frauenanteil in der Fachkräftesicherung zum Schlüsselfaktor wird

Bei der Fachkräftesicherung in Ingenieur- und Informatikberufen könnte der Frauenanteil eine entscheidende Rolle spielen. Wie dies sichergestellt werden kann, zeigt der aktuelle VDI-/IW-Ingenieurmonitor Q4/2024.

Der Frauenanteil in der Fachkräftesicherung
Bis 2037 könnte der Frauenanteil in den MINT-Berufen deutlich ansteigen und so zur Fachkräftesicherung beitragen. Foto: Adobe Stock/Gorodenkoff

Der wirtschaftliche Abschwung der letzten Jahren ist am Arbeitsmarkt nicht spurenlos vorbeigegangen. Dies belegt der aktuelle VDI-/IW-Ingenieurmonitor Q4/2024. Verglichen mit dem Vorjahresquartal sei die Anzahl der offenen Stellen in Ingenieur- und Informatikberufen um 25,7 Prozent auf 118.250 gesunken. Zugleich waren im vierten Quartal ungefähr 50.025 Personen dieser Berufsgruppen auf Jobsuche, was dem höchsten Wert seit Aufzeichnungsbeginn des VDI-IW-Ingenieurmonitors im Jahr 2011 entspricht.

„Wichtig zur Einordnung solcher Zahlen ist, dass die Beschäftigung im Ingenieurbereich seit 2011 insgesamt deutlich stärker gewachsen ist als die Arbeitslosigkeit. Die aktuelle Konjunkturschwäche darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es aufgrund des demografischen Wandels mit einer größeren Herausforderung zu tun haben“, erklärt VDI-Direktor Adrian Willig. „Trotz des konjunkturellen Rückgangs liegt die Zahl offener Stellen sogar über dem Vorkrisenniveau von 2019. Der Fachkräftemangel ist keineswegs verschwunden“, betont Ingo Rauhut, Arbeitsmarktexperte des VDI.

Fachkräftemangel in Ingenieurberufen: Der Frauenanteil könnte ihm entgegenwirken

Bei Ingenieur- und IT-Berufen lag die Engpasskennziffer im vierten Quartal 2024 bei 236 offenen Stellen pro 100 Arbeitslosen. Der Fachkräfteengpass ist trotz schwächerer Konjunktur deutlich somit deutlich zu erkennen. Im Vorjahr war er mit einem Wert von 380 jedoch noch höher. Die Engpasskennziffer berechnet sich aus der Anzahl der offenen Stellen im Verhältnis zur Anzahl der Arbeitslosen.

Um dem Fachkräftemangel angesichts des bevorstehenden Renteneintritts der Babyboomer entgegen zu wirken, könnten Ingenieurinnen auf dem Ingenieur- und IT-Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle spielen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist in den Ingenieurberufen zwischen 2012 und Mitte 2024 um 35,1 Prozent gewachsen. Bei den Informatikberufen fiel das Wachstum mit 148,3 Prozent noch stärker aus. Der Frauenanteil in den Ingenieurberufen ist in diesem Zeitraum von 15,1 auf 20,3 Prozent angestiegen.

Der Frauenanteil in Ingenieurberufen: Auf die Förderung kommt es an

„Um diesen positiven Trend weiter zu verstärken, braucht es gezielte Maßnahmen: mehr weibliche MINT-Vorbilder, Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Mentoring-Programme und eine geschlechtergerechte Berufsorientierung an Schulen“, fordert Adrian Willig.

Dem VDI/IW-Ingenieurmonitor zufolge belegen Szenarioanalysen, dass der Frauenanteil bis 2037 deutlich ansteigen könnte, wenn das Interesse von Mädchen an MINT-Berufen konsequent gefördert würde. Dies könnte einen entscheidenden Beitrag zur Fachkräftesicherung in den Ingenieur- und IT-Berufen leisten. Eine besondere Anziehungskraft auf junge Frauen könnten hierbei Themen wie der Klimaschutz haben.

Schon heute setzt sich der VDI mit Formaten wie „Ingenieurin der Woche“ und dem Mentoring-Programm VDI-WoMentorING dafür ein, weibliche Vorbilder in Technikberufen sichtbarer zu machen. „Nun gilt es, diese Initiativen weiter auszubauen. Vor allem im schulischen Umfeld, wo entscheidende Weichen für die Berufswahl gestellt werden“, sagt Ingo Rauhut.

Red.


Über den VDI-/IW-Ingenieurmonitor

Der Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) und das Institut der deutschen Wirtschaft e.V. (IW) geben den Ingenieurmonitor einmal im Quartal heraus. Der Ingenieurmonitor informiert über die Entwicklung und den aktuellen Stand relevanter Arbeitsmarktindikatoren in den Ingenieur- und Informatikberufen.


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