Was für die Tech-Branche das Silicon Valley, ist das Packaging Valley für die Verpackungsindustrie: Der wichtigste Entwicklungs- und Produktionsstandort für die Hersteller von Verpackungsanlagen und Verpackungsmaschinen, Komponentenhersteller sowie Anbieter von Software und Automatisierungslösungen. In der Region zwischen Stuttgart, Nürnberg, München und Frankfurt ist das in diesem Sektor kompetenzstärkste Verpackungsmaschinenbau-Cluster der Welt entstanden.
Verpackungsmaschinenbau und Packaging Valley in Zahlen
Verpackungsmaschinen und Technologien aus dem Packaging Valley sind überall auf der Welt stark nachgefragt. Ob für Medikamentenblister, für Flaschen für Kosmetika, Getränke, Nahrungs- und Reinigungsmittel oder für die passende Verpackung für Hygieneartikel – weltweit stammt jede dritte Verpackungsmaschine aus Deutschland. Der Exportanteil der Verpackungsmaschinenbauer liegt bei mehr als 80 Prozent.
Starker Partner: Packaging Valley Germany e.V.
2007 haben sich Unternehmen aus der Branche zum Packaging Valley Germany zusammengeschlossen. Zu den derzeit 111 Mitgliedern mit schätzungsweise 30.000 Mitarbeitenden gehören Weltmarktführer, Hidden Champions. Sie sind Technologieführer auf verschiedensten Märkten weltweit. Von den Mitgliedsunternehmen kommen nach Angaben des Vereins etwa 40 Prozent aus dem Bereich der Verpackungsmaschinenbauer, während die übrigen den Kategorien Software & Automatisierung, Komponenten und Dienstleistungen zuzuordnen sind. Zu ihren Kunden gehören vorrangig Unternehmen aus der Pharma-, Lebensmittel-, Chemie- und Kosmetikindustrie, aber auch aus zahlreichen anderen Marktsegmenten der Verpackungsindustrie.
Packaging Valley Germany e.V. mit Sitz in Waiblingen und einer Geschäftsstelle in Schwäbisch Hall sieht sich als Sprachrohr der Verpackungsindustrie im Südwesten. 2007 in Schwäbisch Hall gegründet, verschmolzen 2020 das Packaging Valley Germany und die Packaging Excellence Region Stuttgart miteinander. Das als Verein organisierte Netzwerk fördert den Austausch und die Zusammenarbeit der Unternehmen nicht nur untereinander, sondern koordiniert auch die Zusammenarbeit mit Institutionen in Forschung und Entwicklung. Diese Vernetzung macht das Packaging Valley zu einem innovativen Zentrum für die Verpackungsindustrie. Denn die Unternehmen profitieren von den entstehenden Synergieeffekten, nicht zuletzt durch die bessere Wettbewerbsfähigkeit.
Zusammen neue Ideen entwickeln, die Verpackungslösungen der Zukunft entwickeln, die Kompetenzen und Kräfte der Unternehmen in der Region bündeln, mit einer Stimme sprechen und so mit einer größeren Schlagkraft nach Außen auftreten – das sind nur einige der Ziele des Packaging Valley Germany. Davon profitieren insbesondere kleinere Mittelständler. Anschaulich zu bewundern war das unter anderem auf dem starken Messeauftritt des Packaging Valley bei der FACKPACK in Nürnberg im September dieses Jahres. Darüber hinaus finden auch gemeinsame Veranstaltungen für den fachlichen Austausch statt. Dazu zählt etwa der Verpackungsmaschinentag, der erstmals nach der Corona-Pandemie im Oktober 2024 in Egelsbach bei Frankfurt abgehalten wurde.
Starke Player im Verpackungsmaschinenbau
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Aktuelle Trends und Herausforderungen in der Branche
Nachhaltigkeit
Zu den zentralen Zukunftsthemen, welche die Verpackungsbranche besonders beschäftigen, zählt – wie in so vielen anderen Branchen – die Nachhaltigkeit. Die Nachfrage nach nachhaltigen und recycelbaren Verpackungen steigt stetig. Aber auch rechtliche Rahmenbedingungen verlangen ein Umdenken. Vorgaben hierfür kommen etwa von der Europäischen Union mit der im Frühjahr 2024 verabschiedeten EU-Verpackungsverordnung „Packaging and Packaging Waste Regulation“, kurz PPWR. Laut dieser Verordnung müssen bis 2030 alle Verpackungen in der EU zwingend recycelbar sein.
In direktem Zusammenhang damit steht auch die Förderung der Kreislaufwirtschaft, nach der ein Teil der recycelten Stoffe wieder zurück in den Produktionskreislauf fließen muss. Die Verpackungsindustrie muss also Verpackungen entwickeln die anteilig aus Recyclaten hergestellt werden. „Diese Trends der Branche haben direkten Einfluss auf den Verpackungsmaschinenbau“, schreibt Christoph Kopp, Leiter der Studie „Die europäische Verpackungsindustrie 2025“, die die Managementberatung Horvath herausgegeben hat. So werden Nachhaltigkeitskriterien – ob bei den Verpackungen als Endprodukt oder bei der Produktion der Verpackungsmaschinen selbst – eine immer wichtigere Rolle bei der Kaufentscheidung spielen.
Modularer Verpackungsmaschinenbau
Einen weiteren Zukunftstrend sieht der Verpackungsmaschinenbau langfristig in modularen Lösungen. Auch diese Entwicklung verlangt ein Umdenken: Weg von einzelnen, speziellen Sondermaschinen, hin zu flexiblen, effizienten und skalierbaren Teilmaschinen, die erweitert und gegebenenfalls komplett oder in Teilen anderweitig eingesetzt werden können. Geschuldet ist dies vor allem den sich immer schneller verändernden Produktionsanforderungen. Verpacker und Maschinenbauer müssen also eine immer höhere Flexibilität bei gleichzeitig immer kürzeren Produktionszeiten leisten können. Unterstützen können dabei Lösungen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz.
Für die Entwicklung neuer, kreativer und teils unkonventioneller Ideen hat Packaging Valley Germany den einmal jährlich stattfindenden Makethon ins Leben gerufen – das Challenge-Event für Studierende, Auszubildende und Fachleute. Die Idee: Innerhalb von 48 Stunden erarbeiten Teams neue, smarte Lösungen für eine zuvor gestellte Aufgabe aus dem Bereich Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Verpackungsbranche.
Ausblick
Packaging Valley plant 2025 erstmals Branchenevent
Im kommenden Jahr erstmals stattfinden wird das Packaging Valley Branchenevent 2025. Dieses neue Forum für den Verpackungsmaschinenbau soll dem Austausch zwischen Verpackungsmaschinenbauern und ihren Kunden dienen und exklusive Einblicke in die Zukunft der Branche bieten. „Mit dem Packaging Valley Branchenevent schaffen wir im Jahr 2025 eine exklusive Plattform, die den Dialog zwischen Maschinenbauern und ihren Kunden noch intensiver fördert“, sagt Martin Buchwitz, Geschäftsführer von Packaging Valley Germany e. V. „Hier können wichtige Branchenthemen wie Nachhaltigkeit in der Verpackungsproduktion, Digitalisierung, Cybersicherheit und Prozessoptimierung in einem gezielten Rahmen diskutiert und vorangetrieben werden. Neben hochkarätigen Experten, erwarten die Teilnehmenden maßgeschneiderte Sessions für individuelle Herausforderungen.“
Erweiterung des Clusters auf ganz Deutschland geplant
Längerfristig plant Packaging Valley Germany die Fortsetzung der engen Zusammenarbeit und weitere Vernetzung im Bereich des Verpackungsmaschinenbaus, mit dem Ziel, 60 Prozent der Mitgliederquote in diesem Bereich zu erreichen. Beschlossen wurde dies nach der Strategieklausur des Packaging Valley Vorstands im Juni 2024. Dazu gehört insbesondere auch die Erweiterung des regionalen Schwerpunkts des Clusters über den Südwesten Deutschlands hinaus, um auch deutschlandweit ansässigen Unternehmen aus dem Bereich Verpackungsmaschinen- und -anlagenbau die Möglichkeit einer Mitgliedschaft zu eröffnen. So gibt es, laut Packaing Valley Germany, in Mittel- und Nordhessen sowie rund um Dresden viele relevante Maschinenbauer der Verpackungsbranche, die für das Netzwerk eine Bereicherung darstellen und die von der Vernetzung profitieren können.
bk/red.